NACHRICHTEN
Klimarat: Politik will Empfehlungen „ernst nehmen“
„Mit dem Zeitplan in Wien haben wir schon deutlich gezeigt, dass man sich auch Ziele setzen und Wege gehen muss, an denen man dann auch wirklich arbeitet. Auf Bundesebene ist das Klimaschutzgesetz noch mehr als 500 Tage entfernt. Das ist auch eine klare Empfehlung, um nicht zu sagen ein Hinweis auf einen besonders hohen Zaun des Klimarates“, sagte Chernohorsky der Bundesregierung.
„Bekenntnis zur Verkehrsberuhigung“
Der Klimarat schlägt nun unter anderem City-Maut oder eine autofreie Innenstadt vor – Maßnahmen, die in Wien schon lange diskutiert werden. Derzeit wird über ein Betretungsverbot für die per Videoüberwachung kontrollierte Innenstadt diskutiert. Allerdings wurde das Modell kürzlich in einer Studie als zu teuer und weniger effizient als erwartet eingestuft. Auf Nachfrage verweist Czernohorzky lediglich auf das “klare Bekenntnis” zur innerstädtischen Verkehrsberuhigung im Programm der Stadtverwaltung. mehr zum Thema
Studie bremst Videoüberwachung in der Stadt aus
Der Stadtrat für Klima stuft die Empfehlung für weniger Parkplätze als „absolut gutes Beispiel dafür ein, was in Städten machbar ist“. „Allein die bundesweite Parkvignette hat das Parken in Wien um 30 Prozent reduziert. Das ist wichtig und richtig für die Stadt und wir werden es natürlich weiterführen.“
Autofreie Tages- und ‘kostenlose ÖPNV’-Tickets?
Auf den Vorschlag des Klimarates für einen autofreien Tag im Monat reagiert Czernohorski eher zögerlich: Wien zeige „allen in Österreich, dass ein autofreies Leben grundsätzlich möglich ist. Deshalb ist das Stadtleben ein gutes Beispiel dafür, wie es funktionieren kann. In Wien kommen auf 1.000 Einwohner 370 Autos. Das ist die niedrigste Rate in ganz Österreich. Und Wien ist auch das einzige Bundesland und die einzige Stadt, in der die Zahl zurückgeht. Das Ziel kann meiner Meinung nach nur lauten: weniger Verkehr, weniger Autos und weniger Kilometer.“
Die Stadt reagiert auf den Klimarat
100 zufällig ausgewählte Personen stellten Anfragen für Politiker im Stadtrat für Klima. Vieles davon könnte die Stadt selbst umsetzen, etwa die City-Maut oder den kostenlosen ÖPNV. Weniger Autos bedeuten manchmal auch mehr ÖPNV-Nutzung: Der Klimarat hatte die Idee eines kostenlosen „ÖPNV“-Tickets – zeitlich begrenzt für Menschen in „Turbulenzen“, etwa nach einem Umzug oder Jobwechsel. um ihnen den Umstieg auf ‚öffentliche Verkehrsmittel‘ zu ermöglichen.“ zur Bequemlichkeit. Zumindest will Czernohorzky diese Empfehlung nicht “vom Tisch nehmen”, sondern in Erwägung ziehen.
Photovoltaik und „Runter vom Gas“
Großes Potenzial sieht die Stadt in der Energiewende, insbesondere im Ausbau von Photovoltaikanlagen. „Wir haben in Städten nicht viel Platz für Windkraftanlagen oder Gezeitenkraftwerke, aber wir haben unglaublich viele Dächer in Städten und deshalb haben wir bereits mit dem Solaransturm begonnen. Davon sollte es in den kommenden Jahren viel, viel mehr geben, 16 Mal mehr als heute“, sagt Czernohorzky. mehr zum Thema
Großes Potenzial zur CO2-Einsparung in Wien
Und die Stadt will den Get-Off-Gas-Slogan so schnell wie möglich umsetzen: „Es gibt im Wesentlichen zwei Hauptsäulen von Get-Off-Gas. Die eine besteht darin, die dezentrale Bereitstellung von Fernwärme stark auszubauen und die Fernwärme aus Gas selbst zu beziehen. Dies geschieht mit großen Wärmepumpen. Und wo Fernwärme nicht hinkommt, werden die sogenannten Arbeitslosennetze eingesetzt, es gibt Erdwärmemelder, also Abwärme von Abwasser- oder Luftwärmepumpen.“ Wien ist auch das einzige Bundesland, das Energieraumplanung betreibt: „Wir machen Raumplanung nicht nur mit der Bauart, sondern auch mit Energielösungen. Und mit diesem Tool werden wir in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass es kein Erdgas mehr in der Stadt gibt, aber der Übergang zum Euro auch sozial moderiert wird.“
Informationskampagne zum Energiesparen
Lösungen, die „alle schon in der Praxis funktionieren“, betont Czernohorzky. „Es gibt Häuser in Wien, die man besuchen kann, auch bestehende, die renoviert wurden. Jetzt müssen wir natürlich das Wort verbreiten.“ Was die Energieversorgungssicherheit betrifft, so ist sie nun Sache der Bundesregierung. „Aber natürlich kann ein Bundesland, eine Stadt, aber auch der Einzelne dazu beitragen, dass es Energieeinsparungen gibt und dass es noch mehr sind als bisher.“ Die Stadt selbst plant in den kommenden Wochen eine Informationskampagne zum Thema Energiesparen. ÖFFENTLICHE DISKUSSION
Klimakrise: Wer wird jetzt gebraucht?
Czernohorzky führte weiter aus, dass die Bevölkerung beim Thema Energie “sagen muss, was zu tun ist”. „Ich glaube nicht, dass das auf Bundesebene immer passiert. Das ist eine dramatische Situation. Es wird immer teurer. Und gleichzeitig spüren wir auch die Abhängigkeit, weil wir nicht genau wissen, ob noch genug Energie vorhanden ist. Letzteres wird in Österreich wahrscheinlich kein Problem sein, aber der Preis wird bleiben“, glaubt Czernohorzky.
„Am Ende mehr Lebensqualität“
Von einem Verzicht auf Klimaschutzmaßnahmen will er aber nicht sprechen: „Wovon ich wirklich überzeugt bin, ist, dass der Klimaschutz und das, was wir uns generell vorgenommen haben, nämlich ‚CO2 runter‘ oder ‚Raus aus dem Erdgas‘, dass all dies letztendlich zu einem Leben mit besserer Lebensqualität führt.