Die Krankenschwester geht hart mit Scholz um

Pfleger Ralph Berning war nicht überzeugt. Er riet Scholz, in Sachen Kommunikation dem Beispiel von Bundesfinanzminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) zu folgen. Er spricht verständlich. Scholz hingegen antwortete in einem Interview auf die Frage, ob er irgendwelche Energiespar-Ideen habe, lapidar mit „Nein“. „Dann fühlt sich der Bürger betrogen. Vielleicht sollte man sich vorher etwas besser vorbereiten und sich konkrete Gedanken machen“, sagt der ehemalige Vertragssoldat, der in Kunduz als Ausbilder diente. Während Berning, ein häufiger Gast in Talkshows, derzeit einen Teil seines Urlaubsgeldes für seine Jahresendrechnung beiseite legt, stand die Familienbäckerei von Cornelia und Steffen Stiebling im Januar wegen des horrenden Zahlungsverzugs vor dem Aus. Die Kosten für Energie oder Verpackung hätten sich teilweise verdreifacht, sagt das Ehepaar aus Thüringen, das seinen Familienbetrieb in dritter Generation mit 30 Mitarbeitern führt. Die Preiserhöhungen könnten jedoch nicht an die Kunden weitergegeben werden: “Das wird keiner mehr kaufen.” Auch Steffen Stiebling beschäftigt in seiner Bäckerei inzwischen drei Flüchtlinge aus der Ukraine. Bei aller Anteilnahme für die Opfer des Krieges warf er Scholz eine verantwortungslose Politik gegenüber Russland vor: “Deutschland kann einen Staat, von dem es so abhängig ist, nicht mit Sanktionen verhängen und damit das Feuer schüren.” Der 58-Jährige unterstützte den Netzanschluss der Pipeline Nord Stream 2. “Ich kann dieses Land nicht komplett zerstören, weil ich gegen Krieg bin. Der Schaden ist unberechenbar”, warnte er. “Wenn kein Gas mehr da ist, können wir nicht mehr backen, dann ist der Ofen aus.” “Wie lange wirst du die Stimmung blockieren?” fragte Illner die Kanzlerin. „Ich glaube, dass man nur mit der Unterstützung der Bürger handeln kann, aber ich glaube, dass das noch lange möglich sein wird“, entgegnete der Regierungschef. Er erwartet, “dass wir so lange wie nötig solidarisch mit der Ukraine bleiben können”.