Grund dafür ist der Erdgasmangel in Österreich. Ökonom Jan Kluge von „Agenda Austria“ hat in drei Szenarien berechnet, wie sich eine Gasknappheit auf die Wirtschaft auswirken könnte.

Es werden “konkrete finanzielle Bedrohungen” erwartet.

Im optimistischen Szenario rechnet der Experte damit, dass „zwei Drittel“ des russischen Erdgases in Österreich ersetzt werden können. Zudem könnten österreichische Haushalte bestenfalls „ein Fünftel“ Erdgas einsparen. Aber selbst dann sei „im nächsten Jahr eine Rezession wahrscheinlich“ bei etwa „2,6 Prozent“.

Zudem würden die „Unsicherheit für die Menschen“ zunehmen, ebenso Inflation und Gaspreise. Es gebe „konkrete wirtschaftliche Bedrohungen“ und „mehr als 40.000 Arbeitsplätze“ seien „gefährdet“.

„Über 70.000 Arbeitsplätze“ in Gefahr

Das mittlere Szenario sei laut Kluge das “wahrscheinlichste”: Österreich könne dann 50 Prozent des russischen Gases kompensieren und die Haushalte würden “zehn Prozent” einsparen. Das gelingt mit klassischen Energiespartipps wie „ein, zwei Grad Raumtemperatur weniger“.

Allerdings seien „mehr als 70.000 Arbeitsplätze“ gefährdet und die Rezession würde sich auf „vier Prozent“ verschärfen. Vor allem gasintensive Industrien seien arbeitsplatzgefährdet, aber der Trend “setze sich dann in der gesamten Wirtschaft fort”.

Wenn einige Unternehmen nicht wie von der Regierung gefordert auf Öl und Kohle umsteigen, “dann werden viele Unternehmen brach liegen”. Im pessimistischen Szenario „ziehen sich nicht systemrelevante Unternehmen aus dem Netzwerk zurück“. Zumindest bis eine Alternative gefunden wird.

Deutschland will einen Ernstfall vermeiden, Österreich bereitet sich darauf vor

Laut Kluge ist die Situation in Deutschland “etwas besser”. “Aber er hat den Eindruck, dass die Kommunikation in Deutschland klarer ist.” Die Alarmstufe wurde vor einigen Wochen ausgerufen. Sie habe „Maßnahmen zu ergreifen, die einen Notfall verhindern können“. Deutschland arbeitet härter daran, einen Notfall zu vermeiden, während Österreich sich selbst auf einen Notfall vorbereitet.

Weitere Entlastungen für Haushalte sind notwendig

Vor dem Winter müsse die Regierung „die Hilfsmaßnahmen verstärken“: „Es muss klar sein, dass in Österreich niemand frieren darf“, so Kluge weiter.

Eine Senkung der Mehrwertsteuer oder eine Preisobergrenze hält der Experte allerdings für „unsicher“. Vielmehr sollte man sich auf „Privathaushalte und Menschen mit finanziellen Problemen“ konzentrieren, damit sich die Menschen im Notfall nicht entscheiden „Ich will heute die Heizung anheizen oder heute essen“.