US-Präsident Biden kritisierte den Obersten Gerichtshof der USA mit deutlichen Worten: Der Oberste Gerichtshof sei ein „extremistisches Gericht“ und führe die USA in die Vergangenheit zurück. Hintergrund ist eine Entscheidung zum Recht auf Abtreibung.
US-Präsident Joe Biden hat den Obersten Gerichtshof der USA nach seiner Entscheidung zum Recht auf Abtreibung erneut angegriffen. „Ich teile die öffentliche Empörung über dieses extremistische Gericht“, sagte Biden bei einem Treffen mit Gouverneuren. Das Gericht wolle die USA in der Zeit zurücknehmen und Rechte einschränken, sagte Biden.
Unter Ex-Präsident Donald Trump ist der Oberste Gerichtshof weit nach rechts gerückt. Biden deutete auch an, dass er vor den Kongresswahlen in diesem Herbst keine Möglichkeit sieht, eine uralte Regel im Senat – den sogenannten Filibuster – auszusetzen, um ein nationales Abtreibungsrecht in den Vereinigten Staaten zu erlassen. „Im Moment haben wir nicht die Stimmen im Senat“, sagte er. Er hofft, dass sich das nach der Wahl im November ändern wird.
„Sie nannte den Obersten Gerichtshof Extremistin“, Kerstin Klein von der ARD Washington über Bidens Kritik nach dem Abtreibungsurteil
tagesschau24 21:30 Uhr, 1. Juli 2022
Kleine demokratische Mehrheit
Bidens Demokratische Partei hält derzeit nur eine knappe Mehrheit im Senat. Er steuert 50 Sitzplätze, also genau die Hälfte – und wird deshalb regelmäßig vom Filibuster ausgebremst. Allerdings sind nicht alle Demokraten hinter einer Aussetzung der Verordnung. Sen. Joe Manchin aus West Virginia und Sen. Kyrsten Sinema aus Arizona hatten sich zuvor dagegen ausgesprochen.
Biden warnte davor, dass die Republikanische Partei in diesem Herbst genug Schwung gewinnen könnte, um Gesetze zum landesweiten Verbot von Abtreibungen durch den Kongress zu bringen. Was ist ein Filibuster? Der Filibuster ist eine mehr als 100 Jahre alte Regel, die besagt, dass für viele Gesetzentwürfe 60 der 100 US-Senatoren am Ende der Debatte zustimmen müssen, damit sie im Kongress abgestimmt werden können. Durch ständiges Reden – manchmal reicht schon die bloße Drohung – kann eine Minderheit eine Entscheidung verhindern oder hinauszögern. Laut Geschäftsordnung können US-Senatoren so lange sprechen, wie sie wollen. Die längste Rede hielt Strom Thurmond aus South Carolina im August 1957: 24 Stunden, 18 Minuten.
Es gibt kein nationales Gesetz zur Abtreibung
Der Oberste Gerichtshof hob letzte Woche das Recht auf Abtreibung auf und argumentierte, es sei verfassungswidrig. Da es kein nationales Recht zum Schutz des Rechts gibt, liegt der Gesetzgeber nun bei den Ländern.
Zudem hatte auch der Oberste Gerichtshof der USA mit einem Urteil Bidens Klimaagenda deutlich ausgebremst. Bei der nächsten Sitzung wird er unter anderem einen Wahlrechtsfall erörtern, der erhebliche Auswirkungen auf die US-Präsidentschaftswahl 2024 haben könnte.