Einer der prägenden Regisseure der 1970er und 1980er Jahre © APA / Roland Schlager

Hans Holmann, einer der einflussreichsten Regisseure im deutschsprachigen Raum der 1970er und 1980er Jahre, ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Basel, der in Basel lebt und dessen siebenstündige Inszenierung von „The Last Days of Mankind“ legendär wurde, führte Regie, bis er sehr alt war und noch auf der Bühne stand. Geboren am 4. Februar 1933 als Sohn eines Musiklehrers, studierte er Rechtswissenschaften in Graz. „Es war eine Studie über Brot, für die ich immer dankbar war“, sagte Holman einmal in einem Interview mit der APA, „weil es mich gelehrt hat, klar zu denken.“ Als Student arbeitete er unter anderem als Nachtwächter. Nach seiner Promotion 1956 besuchte er das Max-Reinhardt-Seminar in Wien, wo er Schauspiel und Regie studierte. Anschließend wirkte er von 1958 bis 1968 am Theater in der Josefstadt in Wien. Überregionale Berühmtheit als Regisseur erlangte er 1967 mit παραγωγήdön von Horvaths Inszenierung der „Italienischen Nacht“ am Staatstheater Stuttgart. „Ich habe bei Horvath Karriere gemacht“, sagt Hollmann, der sich schon immer besonders für die österreichische Dramatik interessiert hat. Holman prägte mit seinen zeitgenössischen Produktionen die Theaterästhetik der 1970er und 1980er Jahre und wirkte auf allen großen Bühnen mit. In Basel war er von 1975 bis 1978 auch Direktor des Theaters – er blieb sein einziger Direktor. „Ich habe gesehen, dass ich damals als Regisseur nicht besser geworden bin. “Ich war damals sehr froh, dass ich wieder frei war und habe es nie bereut.” Er inszenierte Elias Canetti, dessen Bekanntschaft Hollmann viel bedeutete, „Komödie der Vanity“ (1978 in Basel), „Die Betemporary“ (1983 in Stuttgart) und „Hochzeit“ (1985 am Wiener Akademietheater) in Bonn. “Klara S.” (1982) und „Krankheit oder moderne Frauen“ (1987) von Elfriede Jelinek sowie „Krieg“ (1987) und „Kolik“ (1988) von Reinald Getz zur Uraufführung. Die siebenstündige Produktion von „Last Days of Mankind“, die er 1974 für Basel und 1980 für die Wiener Filmfestspiele drehte, „war definitiv der Höhepunkt meiner Arbeit“, sagte Hollmann, an den man sich auch gerne erinnert frühe “Kabale und Liebe”-Inszenierung (1970 am Schiller Theater in Berlin) oder die Uraufführung von Herzmanosky-Orlandos “Baby Wallenstein” (1984 in Zürich). „Was mir immer große Freude bereitet hat, war die Möglichkeit, ein Projekt mehrfach hochzuladen.“ Unter seinen über 150 Produktionen befinden sich drei „Fledermaus“-Produktionen, außerdem hat er dreimal Goldonis „Sommerfrische-Trilogie“ hochgeladen, die er jeweils den Horvath-Dramen „Geschichten aus dem Wienerwald“ oder „Der letzte Tag“ widmet. In Wien spielte Holman ua Hamlet (mit Klaus Maria Brandauer, 1985 am Burgtheater), Raimunds Der Alpenkönig und Menschenfeind (1990), Tankred Dorsts Die Schattenlinie (1995 am Akademietheater), 1997). Am Theater in der Josefstadt inszenierte er 2006 Bunbury und 2008 Nestroys Unverhofft. 2010 war er Prinz Saurau in der Bühnenfassung von Karl Baratta in Thomas Bernhards „Verstör“ auf der Bühne des Landestheaters NÖ. Seit 1977 wendet sich Hollmann, Träger der Josef-Kainz-Medaille und des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, sowie Mitbegründer eines Theaterregie-Studiengangs in Frankfurt, verstärkt dem Musiktheater zu. Nach Mozarts „Don Giovanni“ in Frankfurt betreute er am Basler Theater Wagners „Rheingold“ und Wagners „Die Walküre“. 1981 inszenierte er in seiner Heimatstadt Graz die Österreichische Erstaufführung von Alban Bergs Dreiakter „Lulu“. Zu seinen wichtigsten Opernwerken der 1990er Jahre zählen außerdem „Tannhäuser“ (Deutsche Oper am Rhein 1995), „Le Nozze di Figaro“ und „Die Frau ohne Schatten“ (Semperoper Dresden 1995 und 1996), „Elektra“ in der Oper Grazer ( 1995) und “Parzival” (Zürcher Oper 1996). Auch im Alter konzentrierte er sich auf das Musiktheater. Am Theater für Niedersachsen inszenierte er Aufstieg und Fall von Brecht / Vail in der Stadt Mahagoni, am Stadttheater Gießen von Ernst Krenek das Kehraus um St. Stephan, wo er auch Ariadne auf Naxos hochgeladen hat. „Das ist ein toller Job“, sagte Hans Holmann mit einem Augenzwinkern auf seine Karriere. “In meinen nächsten Leben würde ich ihn jedes Mal wieder wählen.”