Tatjana Maria hielt im Wimbledon-Halbfinale lange genug gegen Ons Jabeur durch.  Aber am Ende gewann ihre gute Freundin aus Tunesien.     

Die 34-jährige Maria verlor das erste Grand-Slam-Halbfinale ihrer Tenniskarriere mit 2:6, 6:3, 1:6. Der Weltranglisten-Zweite Jabeur ist nun auch der Favorit im Endspiel. Am Samstag trifft sie auf Elena Rybakina aus Kasachstan. Weltranglisten-23. besiegte die Rumänin Simona Halep (Rumänien) 6:3, 6:3.

Jabeur: “Er muss mich grillen”

Jabeur ist der erste arabische Spieler in einem Grand-Slam-Finale. Sie ist mit Marias Familie gut befreundet. „Es war schwer, ihren Eiern nachzujagen. Sie muss für mich kochen, um das ganze Herumrennen auf dem Platz auszugleichen“, sagte Jabber lachend.

      Frauen Halbfinale Pfeil rechts           Herren Rechtspfeil Halbfinale  

Unmittelbar nach ihrem Matchball holte sie Maria an ihre Seite, um ihr den Jubel des Publikums zu überbringen. “Ich wollte diesen Moment am Ende unbedingt mit ihr teilen, sie ist eine große Inspiration für alle Spieler, mich eingeschlossen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mit zwei Kindern zurückgekommen ist und es geschafft hat.”

Maria: „Es gibt noch viel mehr“

Maria brachte vor 15 Monaten ihre zweite Tochter zur Welt und ist jetzt 34 Jahre alt und spielt besser denn je. „Wenn man ein Spiel verliert, ist man erstmal trotzdem enttäuscht und überlegt, was man hätte besser machen können“, sagte Maria nach dem Halbfinale. „Aber ich kann immer noch stolz darauf sein, was ich in zwei Wochen in Wimbledon geleistet habe. Ich versuche, das Positive zu nehmen und weiter an mich zu glauben. Ich denke, es gibt noch viel zu tun.“

Jaber lässt Maria los

Dass es für beide Spieler kein gewöhnliches Match war, zeigte sich schon in der Anfangsphase. Wie gewohnt setzte Maria auf ihre unorthodoxe Spielweise mit vielen unterschnittenen Bällen auch auf der Vorhand, Jabeur war ins Slice-Duell verwickelt, allein das erste Spiel dauerte acht Minuten. Nervenstark rettete Maria drei Blackballs und holte das 1:0.

Aber Jaber behielt das Kommando, ließ Maria anhalten und beschleunigte langsam das Tempo. Der Sieger des Berliner Vorbereitungsturniers gewann drei Spiele in Folge. Beide Spieler strahlten über das ganze Gesicht, als Jabeur nach einer Halbvolley-Pirouette einen spektakulären Punkt verfehlte. Doch der Favorit meinte es ernst. Eingefroren zeigte sie Maria die Grenzen und verwandelte nach nur 38 Minuten den ersten Sollwert nach einem Fehler ihrer Gegnerin.

Zurück zum zweiten Satz

Maria hatte im Turnier bereits drei Mal die erste Runde verloren und kam immer mit viel Lauflust zurück. Als sie beim 1:1 zwei Haltepunkte rettete, schlug sie in ihre Box, wo Ehemann und Trainer Charles-Edouard applaudierten.

Erstmals konnte Maria beim Aufschlag Druck auf Jabeur ausüben und nutzte ihren ersten Breakpoint direkt, um sie zu stoppen. Jaber zeigte Nerven, machte außer Magic Balls immer mehr Fehler, Maria zog mit 4:1 davon. Einen ersten Setpoint verlor Maria beim Stand von 5:2 und Jabers Aufschlag, konnte sich aber mit einem eigenen Aufschlag feiern, nachdem ihre Gegnerin nach insgesamt 76 Minuten nicht stoppen konnte.

Fast Break in der dritten Runde

Der entscheidende Durchgang begann extrem schlecht, Jabeur schaffte mit einem Pass das frühe Break – und plötzlich war er nicht mehr zu stoppen. „Er hat angefangen und hat nicht mehr allzu viele Fehler für mich gemacht“, sagte Maria der Sportschau.

Als Maria durch einen unnötigen Fehler am Netz das 0:4 kassierte, küsste Jaber ihren Finger und blickte glücklich in den Himmel. Maria brachte zum letzten Mal ihr eigenes Service – und dann wurde sie geschlagen.

626.000 Euro Prämie für Maria

Die entsprechende Summe von 626.000 Euro kassiert Maria für den größten Erfolg ihrer Karriere. Die zweifache Mutter verpasste als sechste deutsche Tennisspielerin nach Cilly Aussem, Hilde Krahwinkel, Steffi Graf, Sabine Lisicki und Angelique Kerber den Einzug ins Finale von Wimbledon.