Kopenhagen.  Laut einer dänischen Studie erhöht eine Coronavirus-Infektion das Risiko, in den nächsten zwölf Monaten an Alzheimer zu erkranken, deutlich.  Im Vergleich zu nicht infizierten Menschen habe ein Arzt bei Infizierten 3,5-mal häufiger Alzheimer diagnostiziert, schreiben Pardis Zarifkar und ihr Team in Frontiers in Neurology.
Zwei deutsche Experten weisen jedoch darauf hin, dass die Coronavirus-Infektion ihrer Ansicht nach in den untersuchten Fällen keine Alzheimer-Erkrankung ausgelöst, sondern nur Symptome einer bestehenden Erkrankung offenbart habe.  Andere Medien hatten zuvor über die Studie berichtet.
Zarifkars Team vom Universitätsklinikum Kopenhagen hat die Gesundheitsdaten Dänemarks ausgewertet und verglichen, wie oft bestimmte neurodegenerative Erkrankungen bei Menschen mit und ohne Coronavirus-Infektion über ein Jahr hinweg aufgetreten sind.  Sie fanden einen ähnlichen Zusammenhang bei Alzheimer, zum Beispiel bei Parkinson und Hirninfarkt.  Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass bei den meisten untersuchten Krankheiten – darunter auch Alzheimer – die Wirkung nicht größer war als nach einer Grippe oder einer bakteriellen Lungenentzündung.

Zerstörerische Wirkung auf Nervenzellen im Gehirn 
Dass solche Atemwegserkrankungen zu Entzündungsreaktionen führen, die die zerstörerische Wirkung auf Nervenzellen im Gehirn verstärken können, sei seit langem bekannt, erklärte Anja Schneider, Forschungsleiterin am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE).  Das in der Studie dargestellte erhöhte Diagnoserisiko könnte möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass eine mit dem Coronavirus verbundene Entzündungsreaktion die Schädigung der Nervenzellen beschleunigt und die Symptome schneller sichtbar werden.
Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), sagte, man könne aus der Studie nicht schließen, dass eine Person nach einer Coronavirus-Infektion ein erhöhtes Risiko habe, später an Alzheimer zu erkranken.  Es wurde nur gezeigt, dass Symptome häufiger nach einer Infektion diagnostiziert werden.  Er weist darauf hin, dass auch äußere Faktoren – zum Beispiel der Verlust des gewohnten Umfelds, weil man in eine Klinik muss – zur Entstehung einer bestehenden Alzheimer-Erkrankung führen können.