Ein Grund dafür ist das Omicron. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte ein Team des Universitätsspitals HUG Genf um die Virologin Isabella Eckerle eine neue Studie, die zeigt, dass bei Omikron alles anders ist. fasst das Wichtigste zusammen.

Was ist reserviert

Einen absoluten Schutz davor, sich nach einer Impfung oder Infektion erneut mit Corona anzustecken, gibt es nicht. „Bei Coronaviren müssen wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass man sich einmal im Leben ansteckt, wie zum Beispiel Masern, und dann für den Rest seines Lebens geschützt ist“, betont Isabella Eckerle. Reinfektionen sind grundsätzlich immer möglich, wann und wie oft sie auftreten, hängt von der Art des aktuell zirkulierenden Virus und vom Immunsystem der infizierten Person ab. Klar ist auch, dass die neueste Variante des Omikron-Coronavirus nicht die erhoffte Lösung der Pandemie ist, bei der eine milde Variante für eine geringe Krankheitslast und einen dauerhaften, breiten Immunschutz sorgt.

Was die Beweise vermuten lassen

Grundsätzlich sei der Schutz immer am besten vor dem Virus, mit dem man bereits infiziert ist, sagt Eckerle. Wer also mit der Delta-Welle infiziert ist, ist auch besser vor der Delta-Variante geschützt. Der Schutz vor anderen Varianten ist etwas geringer, aber immer noch vorhanden. Eine große Ausnahme bildet allerdings Omikron, wie das Team um Eckerle nun herausgefunden hat. „Omicron hat immer wieder neue Tricks auf Lager“, sagt der Virologe. Die Forscher untersuchten, wie gut Infektionen mit früheren Varianten des Omicron-Subtyps BA.1 schützten. Und die Daten zeigen, dass die sogenannte Immunflucht hoch ist. Das bedeutet: Omikron schafft es, Antikörper von früheren Infektionen zu umgehen. Und das gilt für Antikörper aller bisherigen Varianten, deren Namen im griechischen Alphabet omicron vorangestellt ist. Die Studie war jedoch auf Blutproben von nur 120 Personen beschränkt. Besonders wenige gab es bei den selteneren Varianten der Krone, wie der Gamma, die erstmals in Brasilien auftauchte. Hinzu kommt: Der Mikron-Subtyp, der für die aktuelle Sommerwelle verantwortlich ist – wir befinden uns bereits in BA.5 – wurde noch nicht untersucht. Klar ist aber schon jetzt, dass BA.5 auch über Tricks verfügt, um Antikörper aus früheren Infektionen durch Mutationen zu umgehen. Schutz durch Impfung ist besser als eine vorherige Infektion, und Schutz durch Impfung plus Infektion ist das Allerbeste – obwohl Omicron auch hier Vorteile bei der Immunumgehung hat. Der erhöhte Schutz liegt Eckerle zufolge unter anderem daran, dass der Körper nach einer Impfung mehr Antikörper produziert als nach einer Infektion – etwa zehnmal mehr. Weiter: „Wer geimpft wurde, bekam in der Regel zwei Dosen plus eine Auffrischimpfung. Das Immunsystem ist also mindestens dreimal mit dem Oberflächenprotein des Virus in Kontakt gekommen.” Das Immunsystem ist dann entsprechend gerüstet.

Was bedeutet das für die Zukunft?

„Wir befinden uns weiterhin in einer volatilen Situation“, betont Eckerle. Neben der Tatsache, dass man sich wiederholt anstecken kann, besteht neben der kurzfristigen Erkrankung auch die Gefahr, im Falle einer Ansteckung an langfristigen Folgen – Long-term Covid – zu erkranken. Zudem gibt es beim aktuell dominanten Mikron-Subtyp BA.5 erste Hinweise, dass schwerere Verläufe wieder etwas häufiger auftreten könnten. Nur wenn das Virus lange keine neuen Mutationen hervorbringt, kann man sich bis zu einem gewissen Grad entspannen. Das passiert noch nicht – denn das Virus könnte noch ein paar neue Tricks im Ärmel haben. „Der Niedergang macht mir Sorgen“, sagt Eckerle. Neben Covid rechnen Experten erneut mit vielen Grippefällen und einer Erschöpfung des Gesundheitspersonals. Eine Maskenpflicht fordert er nicht, betont aber: „Den Menschen sollte geraten werden, sich zu schützen.“ Auch an Omikron angepasste Impfstoffe werden bald wichtig werden.

Was bedeutet das für den Verstärker?

Die Studie selbst sagt dazu nichts aus, da die Wirkung einer zweiten Auffrischimpfung nicht untersucht wurde. Ob die Auffrischung auch für jüngere Menschen notwendig ist, lässt sich daraus nicht ableiten, wie Eckerle betont. Aus anderen Studien ist bekannt, dass Personen über 60 Jahren eine Auffrischimpfung empfohlen wird. Dass die zweite Auffrischung hierzulande erst ab 80 empfohlen wird, will er nicht kommentieren: „Jugendlichen ist es nicht verboten, sich erneut impfen zu lassen.“ Aber für die allgemeine Bevölkerung unter 60 Jahren sind die Daten noch nicht klar.