Fast die Hälfte der deutschen Stromerzeugung stammte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres aus erneuerbaren Energiequellen. Und es soll noch mehr kommen: Die Laternenkoalition hat sich offenbar auf einen weiteren Ausbau geeinigt.

Von Januar bis Juni deckten erneuerbare Energien 49 Prozent der deutschen Stromerzeugung. Das ist das Ergebnis vorläufiger Berechnungen des Branchenverbands BDEW und des Stuttgarter Forschungsinstituts ZSW aus Stuttgart. Im Vergleich zum Vorjahr war dies eine Steigerung um sechs Prozentpunkte. Das liegt den Angaben zufolge vor allem an den guten Erträgen von Wind- und Sonnenenergie im Frühjahr.

Onshore-Wind trägt am meisten bei

Auf Onshore-Windenergieanlagen entfielen 21 Prozent der deutschen Stromerzeugung gegenüber 17 Prozent im Vorjahreszeitraum. Zwölf Prozent des Stroms wurden mit Solaranlagen produziert, ein Jahr zuvor waren es noch zehn Prozent. Über die genauen Anteile von Kohle, Erdgas und Kernkraft hat der Branchenverband noch keine Angaben gemacht.

Die Deutschen haben im ersten Halbjahr insgesamt weniger Strom verbraucht. Der Stromverbrauch sank um zwei Milliarden Kilowattstunden auf rund 281 Milliarden. Sonne, Wind und andere erneuerbare Energien erzeugten 139 Milliarden Kilowattstunden, während konventionelle Energiequellen 159 Milliarden Kilowattstunden ausmachten. Die Differenz zwischen den insgesamt 298 Milliarden produzierten und den 281 Milliarden verbrauchten Kilowattstunden wurde ins Ausland exportiert.

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist erforderlich

BDEW-Chefin Kerstin Andreae forderte einen raschen Ausbau erneuerbarer Energien: „Sie sind der Schlüssel für eine grüne Strom- und Wärmeversorgung, eine wasserstoffproduzierende Industrie und klimaneutrale Mobilität.“ Vor allem bei Onshore-Wind besteht dringender Handlungsbedarf. Die ausgewiesenen Flächen fehlten noch. Der Onshore-Windausbau ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten. Als Grund dafür sehen Branchenvertreter auch zu lange Planungs- und Genehmigungsprozesse.

Die Koalition will Ökostrom angreifen

Medienberichten zufolge haben sich die Koalitionsfraktionen im Bundestag gestern Nachmittag auf einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien geeinigt. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, sollen verschiedene Gesetze den Grundstein für eine langfristig klimaneutrale Stromversorgung legen. Die jüngsten Differenzen zum sogenannten Osterpaket von Finanzminister Robert Hambeck seien im parlamentarischen Verfahren ausgebügelt worden, heißt es im Nachhinein. Das Paket war zuvor im Kabinett abgestimmt und im Bundestag debattiert worden, doch die FDP hatte einige Änderungen gefordert.

Der Deal werde nun dafür sorgen, dass die zum 1. Juli auf null gesenkte EEG-Ökostromumlage dauerhaft abgeschafft werde, sagte FDP-Fraktionsvize Lucas Kohler. “Die Finanzierung erneuerbarer Energien über die Stromrechnung ist endgültig Geschichte.”

Darüber hinaus wurde beschlossen, dass jedes Bundesland ca. 2 % seiner Fläche für Windenergie vorsehen soll. Köhler betonte, dass jedes Bundesland selbst entscheiden könne, wie es das Flächenziel erreiche, Mindestabstände zu Wohngebäuden seien also weiterhin möglich.