Seit Wochen steigen die Infektionszahlen – laut RKI liegt die Inzidenz inzwischen bei 687,7. Das macht sich auch in Krankenhäusern bemerkbar: Aus Personalmangel wurden bereits einzelne Stationen gestrichen.
Der zunehmende Verlust von Klinikpersonal durch die Corona-Sommerwelle bereitet Krankenhäusern und Ärzten Sorgen. „Aus allen Bundesländern haben wir Meldungen erhalten, dass wegen Personalmangels auch einzelne Stationen und Abteilungen gestrichen werden müssen“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gass, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zeitweise würden auch Notaufnahmen in Rettungsleitstellen abgesagt. “Diese Situation beunruhigt uns erheblich vor dem kommenden Herbst.”
Personalmangel sorgt für Probleme in der Klinik
Paul Wessels, NDR, Morgenmagazin, 5. Juli 2022
Obwohl die Belegung der Intensivstation nur leicht zunimmt, ist die Belegung für einen Sommer relativ hoch, und die verfügbaren Betten werden aufgrund von Personalmangel immer weniger, sagte der wissenschaftliche Leiter des Bettenregisters der Intensivstation, Christian Karagiannidis. “Rheinische Post”. Daher sollte jetzt die Zeit genutzt werden, um Kapazitäten optimal zuzuweisen. Dazu gehörten regionale Netzwerke zur bestmöglichen Zuordnung von Patienten. „Zusammenarbeit, aber auch Personalentlastung, wird in diesem Herbst und Winter das Gebot der Stunde sein“, sagte Karagiannidis, der auch im Sachverständigenrat der Bundesregierung sitzt.
Patientenschutz vor verkürzter Quarantäne
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz lehnte einen Antrag auf Verkürzung der Quarantänezeit ab. FDP-Vizepräsident Wolfgang Kubicki hatte einen kostenlosen Prozess mit einem Schnellverfahren nach nur drei Tagen vorgeschlagen. Bisher sind es fünf, nur eine kostenlose Untersuchung wird empfohlen, Pflicht ist sie nur für Krankenhaus- und Pflegepersonal. Eine verkürzte Quarantänezeit würde die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus befeuern, kritisierte Stiftungsvorstand Eugen Brysch in den Papieren der Funke Mediengruppe. „Deshalb sollte die Isolationszeit für positive Coronaviren auf zehn Tage verlängert werden. Diese kann nur verkürzt werden, wenn ein PCR-Test negativ ausfällt.“
Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen forderte wegen der gestiegenen Infektionszahlen das Tragen von Masken in Innenräumen. Dass dies oft nicht der Fall sei, mache es dem Virus “superleicht”, sagte Dahmen dem ARD-Morgenmagazin.
„Eine bessere Datenbasis ist nötig“, Janosch Dahmen, Bündnis90/Die Grünen, zu Corona-Maßnahmen
Morning Magazine, 5. Juli 2022
Die Chefin der GEW Bildungsgewerkschaft, Maike Finnern, forderte eine gesetzliche Grundlage für Masken- und Testpflichten, um Schulschließungen im Herbst zu vermeiden. Dazu gehört die Möglichkeit einer Maskenpflicht bei weiter stark steigenden Infektionszahlen. Dann sollten regelmäßige Testungen in Bildungseinrichtungen wieder möglich sein, sagte er dem RND. Es muss alles getan werden, damit Schulen und Kindergärten nicht wieder geschlossen werden.
Der Präsident des Verbands für allgemeine und berufliche Bildung (VBE), Udo Beckmann, rechnet damit, bei hohen Infektionszahlen einzelne Lerngruppen oder Schulen wieder zu schließen, sagte er dem RND. Auch in diesem Zusammenhang sollten Schulen digital so ausgestattet werden, dass Schüler im Fernunterricht digital erreichbar sind: „Auch nach zwei Jahren Pandemie gibt es immer noch Schulen, die weder Breitband noch WLAN haben.“
Die nationale Wirkung nimmt weiter zu
Die Zahl der Infektionen ist in den vergangenen Wochen sprunghaft angestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Morgen mit 687,7 an. Dies geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards um 5:16 Uhr widerspiegeln. Am Vortag lag der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche bei 650,7 (Vorwoche: 635,8; Vormonat: 257,6).
Die Inzidenz gibt jedoch kein vollständiges Bild über den Infektionsstatus. Experten gehen seit einiger Zeit davon aus, dass es sehr viele Fälle gibt, die vom RKI nicht erfasst wurden – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten PCR-getestet wurden. In der Statistik zählen nur positive PCR-Tests. Zudem können verspätete Anmeldungen oder Übertragungsprobleme zu Verfälschungen einzelner Tageswerte führen.
Gesundheitsämter in Deutschland meldeten im RKI zuletzt 147.489 Coronavirus-Neuinfektionen (Vorwoche: 142.329) und 102 Todesfälle (Vorwoche: 113) innerhalb eines Tages. Auch hier sind Datenabgleiche aufgrund von Testverhalten, Nachmeldungen und Übertragungsproblemen nur eingeschränkt möglich. Generell schwankt die Zahl der erfassten Neuinfektionen und Todesfälle von Tag zu Tag stark, da viele Bundesländer diese insbesondere am Wochenende nicht an das RKI melden und ihre Fälle später in der Woche melden.
Seit Beginn der Pandemie hat das RKI 28.542.484 nachgewiesene Sars-CoV-2-Infektionen gezählt. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen unentdeckt bleiben.
Streitbeilegung im Zivilprozess
Im Streit um die Erhebung der sogenannten Bürgertests haben sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) gestern Abend geeinigt. Beide gaben es nach Gesprächen bekannt. An den neuen Regeln für Staatsbürgerkundeprüfungen ändert sich nichts. Bürgerprüfungen sind seit vergangenem Donnerstag nur noch für bestimmte Risikogruppen und Fälle kostenlos. In vielen anderen Fällen wird eine Zuzahlung von drei Euro fällig. Die Corona-Testverordnung definiert, wem was zusteht.
Der Kassenärztliche Bundesverband, der für die Abrechnung der Tests zuständig ist, hatte die Regelung als zu bürokratisch kritisiert und angekündigt, künftig keine Gebühren für Bürgertests mehr erheben zu können. Auch KBV-Chef Andreas Gassen forderte, die Tests ganz einzustellen und nannte sie „dumm“. …