04.07.2022, 14:25 Uhr
Uniper bezieht deutlich weniger russisches Gas und muss teuer Ersatz kaufen. Das Unternehmen bittet den Staat um Hilfe. Die Lufthansa-Rettungsaktion könnte Vorbild sein. Uniper kämpft weiterhin mit reduzierten Mengen an Erdgaslieferungen aus Russland über die Pipeline Nord Stream 1. „Wir erreichen in den letzten Tagen immer noch rund 40 Prozent der von uns gesetzten Mengen nach Deutschland“, sagte der angeschlagene Energiekonzern . Das Unternehmen hatte wegen der hohen Kosten für die Beschaffung von Ersatzmengen staatliche Hilfe in Anspruch genommen. Die Bundesregierung überlegt offenbar, wie Uniper vor dem Kollaps bewahrt werden kann. Die Rettungsaktion könnte dem Beispiel der Lufthansa folgen, die wegen des Geschäftseinbruchs in der Coronavirus-Pandemie vor zwei Jahren mit milliardenschweren öffentlichen Hilfen vor der Pleite gerettet werden musste. Ein Gesetzesentwurf, der dies ermöglichen würde, wird Berichten zufolge derzeit zwischen den Ministerien abgestimmt. Im März 2020 wurde der Finanzstabilisierungsfonds (WSF) ins Leben gerufen, um Unternehmen in der Corona-Krise zu unterstützen. Mit einem Budget von 600 Milliarden Euro konnte sie verschiedene Mittel einsetzen: Um akutem Liquiditätsbedarf vorzubeugen, stellte die staatliche Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Kredite oder Bürgschaften zur Verfügung. Lufthansa und der Reisekonzern TUI nutzten überwiegend stille Einlagen des WSF. Hierbei handelt es sich um eine Beteiligungsform, bei der der Darlehensgeber im Gegensatz zu einem Gesellschafter kein Stimmrecht hat. Die Quote lag bei der Lufthansa zunächst bei 4 Prozent und wäre bei langfristiger Nutzung bis 2027 auf 9,5 Prozent gestiegen. Bei der Airline beteiligte sich auch der Staat direkt mit einem Anteilskauf von 20 Prozent. Sie machte den Staat zum Hauptaktionär, der zwei Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden konnte.
Hilfeleistung nur unter Auflagen
In der damals regierenden großen Koalition war umstritten, wie viel Einfluss der Staat auf die Lufthansa haben sollte. Die SPD wollte sich angesichts der hohen Finanzhilfen von bis zu neun Milliarden Euro Mitsprache und Kontrolle über das Aktienpaket sichern. Die Parteien der Union CDU/CSU wollten sich nicht in die Arbeit der Gruppe einmischen und befürworteten daher stille Beteiligungen. Lufthansa-Aktionäre mussten dem Plan auf einer außerordentlichen Hauptversammlung zustimmen.
Da es sich um staatliche Beihilfen handelte, die dem Unternehmen keinen Vorteil gegenüber nichtstaatlich unterstützten Wettbewerbern verschaffen sollen, musste auch die EU-Kommission das Rettungspaket prüfen und genehmigen. Das geschah mit Auflagen: Lufthansa durfte keine Firmen aufkaufen oder Unternehmensteile quersubventionieren, solange nicht 75 Prozent der Beihilfen zurückgezahlt waren. Auch Aktionäre und Manager sollten nicht vom Geld der Steuerzahler profitieren – weshalb Dividenden, Bonuszahlungen und andere variable Vergütungen erst wieder fließen durften, nachdem der gesamte Rettungsschirm ausgezahlt worden war. Damit hat sich die Vergütung der Lufthansa-Vorstände mehr als halbiert. Bereits im November 2020 konnte Lufthansa wieder Mittel von Privatanlegern am Kapitalmarkt aufnehmen und die Darlehen und stillen Einlagen sukzessive zurückführen. WSF hält derzeit noch rund 14 Prozent an Lufthansa. Diesen Anteil muss sie bis Oktober 2023 verkaufen.