Eine jahrhundertealte Porzellansammlung aus Schloss Loosdorf (Gebiet Mistelbach), die am Ende des Zweiten Weltkriegs von russischen Soldaten zerstört wurde, wurde in Japan wiederbelebt. Aus etwa 700 Fragmenten konnten 31 Objekte geborgen werden.
03.07.2022 21.09
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„Als ich die Tausenden von Fragmenten auf Schloss Loosdorf sah, dachte ich sofort, dass die Welt von diesem Schatz erfahren sollte“, sagte die japanische Teezeremonie-Meisterin Machiko Hoshina der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Tokio. Dank ihrer Initiative konnte ein Team japanischer Experten vor Ort viele wertvolle Kunstwerke aus traditionellem Imari-Porzellan, genannt „Old Imari“ (ko-Imari), ausfindig machen. Sie sind derzeit im Keramikmuseum Kyushu in Arita ausgestellt, bevor sie im August nach Österreich zurückkehren sollen. Vor dem Hintergrund der erneuten Verwüstungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine habe das von Hoshina initiierte Restaurierungsprojekt eine besondere Friedensbotschaft, erklärte Schlossbesitzer Gabriel Piatti, Loosdorfer, der dpa bei einem Besuch in Japan. Das Keramikmuseum der Präfektur Saga auf Japans südlicher Zentralinsel Kyushu, der Heimat des Imari-Porzellans, zeigt die Porzellansammlung seiner Familie bis zum 18. Juli unter dem Titel „Die Tragödie von Schloss Loosdorf“, zum einen, dass Krieg nur Zerstörung bringe. „Aber auch, dass die Geschichte dahinter nicht zerstört werden kann“, sagte Piatti der dpa in Tokio. Piatti Die Ausstellung zeigt nicht nur zusammengesetzte Vasen, sondern auch unvollständige, wie diese Scherbenhaufen
Die „Schönheit der Unvollkommenheit“
Gleichzeitig zeigten die von den Japanern restaurierten Kunstwerke “Schönheit in Unvollkommenheit”, sagte Piatti. Dies entspreche genau „Wabi-Sabi“, dem japanischen Begriff der Ästhetik, erklärte Teezeremonie-Meisterin Hoshina. Schönheit liegt gerade im Fehlerhaften, Unvollkommenen. So zeigt die Ausstellung nicht nur rekonstruierte Gefäße, deren Brüche bewusst sichtbar gelassen wurden, sondern auch Fragmente beschädigter Objekte. Jahrzehntelang bewahrte die Familie Piatti das von den Russen zerbrochene Porzellan aus Japan, China und Europa, das die Familie von Generation zu Generation gesammelt hatte, als Mahnmal gegen Gewalt und Krieg im „Scherbenzimmer“ ihres Museumspalais auf. Die von Hoshina begonnenen Arbeiten haben nun auch das Interesse der Fachwelt in Österreich im Fragmentraum auf Schloss Loosdorf geweckt. Hoshina hofft auf weitere Kooperationsmöglichkeiten in Europa für japanische Fachleute und Handwerker. Gleichzeitig möchte sie dazu beitragen, dass das Interesse am traditionellen japanischen Handwerk wiederbelebt wird – nicht nur im Ausland, sondern auch in ihrer Heimat Japan.