Er dürfte als einer der umstrittensten Premierminister in die Geschichte Großbritanniens eingehen. Allerdings war schon früh klar, dass es das Land nicht mit einem einfachen Regierungschef zu tun haben würde. Eine Rezension. Boris Johnson wurde 1964 geboren und wuchs mit allen Annehmlichkeiten eines Mitglieds der Oberschicht auf und besuchte Eliteschulen und die Oxford University. Nach seinem Abschluss entschied er sich für eine Karriere im Journalismus – was ihn auch als Korrespondent nach Brüssel führte. Er trat 2001 in das Unterhaus ein und erregte während seiner siebenjährigen Amtszeit wenig Aufmerksamkeit. Der Aufstieg von Boris Johnson 1/8 Legende: Schon in jungen Jahren war Boris Johnson selbstbewusst. Boris Johnson: Der unwiderstehliche Aufstieg, BBC2 2/8 Legende: Johnson wurde in die britische Elite hineingeboren. Er besuchte die elitäre Eton School und dann die Oxford University. Boris Johnson: Der unwiderstehliche Aufstieg, BBC2 3/8 Bildunterschrift: Das oratorische Talent des jungen Mannes zeigte sich schon in jungen Jahren (Bild: eine Rede an der Universität Oxford im Jahr 1986) Boris Johnson: The Irresistible Rise, BBC2 4/8 Legende: Nach seinem Universitätsabschluss zog es Johnson in die Welt der Medien. Er war mehrere Jahre Korrespondent der Zeitung The Telegraph in Brüssel. Boris Johnson: Der unwiderstehliche Aufstieg, BBC2 5/8 Legende: Dort machte er sich einen Namen als vernichtender Kolumnist, der echte und erfundene Absurditäten der Europäischen Union aufdeckte. Boris Johnson: Der unwiderstehliche Aufstieg, BBC2 6/8 Legende: 2008 gelang es Johnson, „Red Ken“ Livingstone als Bürgermeister von London zu verdrängen. Schlüsselstein 7/8 Legende: Während seiner Amtszeit machte sich Johnson im Namen seiner Stadt einen Namen, einschließlich des berüchtigten Überfahrens von Kindern während eines Ausstellungsspiels der Rugby-Weltmeisterschaft. Schlüsselstein 8/8 Legende: Johnson war während seiner Amtszeit der Welt nahe. So fuhr er beispielsweise regelmäßig mit dem Fahrrad zur Arbeit und ließ sich fotografieren, um die Öffentlichkeit anzulocken. Reuters Den polyglotten Johnson zog es ohnehin zu anderen Aufgaben. 2008 wurde er zum Bürgermeister von London gewählt: eine Sensation in der ansonsten von Labour dominierten Hauptstadt. Von Anfang an wollte Johnson die Sympathien auf seiner Seite haben. Und so war sich der für seine wilden blonden Haare bekannte Politiker-Extraordinaire für jede Publikumsmagnet-Aktion nicht zu schade. In dieser Zeit trat Johnson regelmäßig bei Sportveranstaltungen auf – Talent hin oder her. In einer denkwürdigen Aufführung schwebte er über dem Austragungsort der Olympischen Spiele 2012, an einem Seil befestigt und mit Union Jack-Flaggen geschmückt, um für die Veranstaltung zu werben.

Brexit als Eckpfeiler für Premierminister Johnson

In den Jahren vor dem Brexit-Votum galt Johnson nicht als treibende Kraft hinter der Anti-EU-Bewegung im Land. Obwohl er aus früheren Jahren als kritischer Reporter aus Brüssel bekannt war, hatten andere den Keim für die spätere Abspaltung von Brüssel gelegt. Im Februar 2016 hat sich Johnson jedoch zur Überraschung vieler und nach mehrmaligem Dementi überraschend für einen Austritt ausgesprochen und in der Folge mit der „Austrittskampagne“ an vorderster Front geworben. Nach wie vor scheute er Übertreibungen und kleine oder mittlere Unwahrheiten nicht. Ausschlaggebend für die äußerst knappe Entscheidung am 23. Juni 2016 war auch die Unterstützung des hochpolitischen Johnson. Genosse David Cameron trat daraufhin zurück. Schon damals galt Johnson als einer der Favoriten auf seine Nachfolge. Aber die Johnson-Tornado-Rezension war (noch) zu lang. Von einem Höhepunkt zu einem Tiefpunkt in ein paar Jahren 1/7 Legende: Damals waren sie befreundet: Ex-Premier David Cameron und Boris Johnson im Jahr 2015. Johnson wechselte daraufhin ins Brexit-Lager und verhalf ihm zum Sieg. Reuters 2/7 Legende: Wie zu seinen Zeiten als Korrespondent in Brüssel nahm er die Wahrheit nicht immer so ernst. Seine Behauptung, der NHS würde 350 Millionen Pfund pro Woche einsparen, wenn er die Union verlässt, erwies sich als falsch. Imago-Bilder 3/7 Bildunterschrift: Nach dem Brexit wurde Johnson Außenminister. Unter anderem kehrte er an seine alte Wirkungsstätte – Brüssel – zurück. Nicht zur Freude aller. „Zu beschäftigt mit sich selbst“, sagten Kritiker. Schlüsselstein 4/7 Legende: Johnson hatte nicht immer das politische Heu auf der gleichen Bühne wie seine Vorgesetzte, Premierministerin Theresa May. Schlüsselstein 5/7 Bildunterschrift: Während May einen versöhnlicheren Ton gegenüber der EU anschlagen wollte, plädierte Johnson für eine harte Linie. Schlüsselstein 6/7 Legende: Auch sein Privatleben machte immer wieder Schlagzeilen. Im Jahr 2021 heiratete Johnson Carrie Symonds: das erste Mal seit 200 Jahren, dass ein Premierminister im Amt geheiratet hatte. Reuters 7/7 Legende: Politisch lange für unsterblich gehalten: Boris Johnson hatte das Gefühl, während seiner Amtszeit unzählige Skandale überstanden zu haben. Aber am 7. Juli war es vorbei. Der Ministerpräsident kündigte seinen Rücktritt an. Schlüsselstein Stattdessen wurde er Außenminister. Seine zweijährige Amtszeit diente in erster Linie als Vorbote dessen, was noch kommen sollte. Johnson war nicht immer auf der gleichen Seite wie seine Chefin Theresa May. Eine Kontroverse, die öffentlich wurde. Der Streit um das EU-Austrittsabkommen kostete die Premierministerin im Sommer 2019 ihr Amt. Auch hinter den Kulissen dürfte Johnson an ihrem Ende gearbeitet haben. An Stelle von May wurde er zum Premierminister gewählt. Wenige Wochen nach seinem Amtsantritt rief er im Brexit-Streit Neuwahlen aus, die er Mitte Dezember mit einer überwältigenden Mehrheit von 80 Sitzen gewann. Es war der größte Wahlsieg der Konservativen seit Margaret Thatcher.

Corona: Vom Tod zum „Partygate“

Nach seinem Erdrutschsieg dachte Johnson, er sei in einer bequemen Position. Aber nur wenige Wochen später würde sich die Welt radikal verändern. Das Coronavirus ist zu einer großen Prüfung geworden. Großbritannien hat es früh und schlecht erwischt. Der Ministerpräsident hat im Kampf gegen die Pandemie nicht immer Diskretion gezeigt. „Ich war vor kurzem im Krankenhaus. Es gab wohl wenige Coronavirus-Patienten. Ich schüttelte allen die Hand. Ich werde dies auch weiterhin tun“, erklärte er und spielte die Gefahr des Virus herunter. Wenig später muss er ihn selbst einfangen. Der Premierminister war eine ganze Woche im Krankenhaus…