Das ist der neueste Skandal

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Im Zentrum des jüngsten Skandals steht der Kongressabgeordnete Chris Pincher, dem von Johnson die Position des sogenannten Vice-Whip zugewiesen wurde. Er trat letzte Woche zurück, nachdem Medien berichteten, er habe betrunken zwei Männer in einem exklusiven Londoner Club gestreichelt. Inzwischen ist seine Mitgliedschaft in der Fraktion ruhend. Der Premierminister entschuldigte sich am Dienstagabend und sagte, die Ernennung von Chris Pincher zum stellvertretenden Premierminister sei ein Fehler gewesen. Aber er habe in dem Fall nicht gelogen, betonte Johnson gegenüber der BBC. Johnsons Sprecher gab zuvor zu, dass der Premierminister 2019 auf Vorwürfe gegen Chris Pincher, ein Mitglied der konservativen Partei, aufmerksam gemacht worden war. Bisher soll Johnson nichts von konkreten Vorwürfen gewusst haben. „Mir ist klar, dass sich diese Situation unter Ihrer Führung nicht ändern wird“, schrieb Gesundheitsminister Sajid Javid in seinem Rücktrittsschreiben. Finanzminister Rishi Sunak betonte, er sei Johnson gegenüber immer loyal gewesen. “Aber die Öffentlichkeit erwartet zu Recht, dass die Regierung richtig, kompetent und seriös handelt.” Viele andere Regierungsmitglieder wie Vizepremierminister und Justizminister Dominic Raab oder Außenministerin Liz Truss sicherten dem Ministerpräsidenten umgehend ihre Unterstützung zu. Zudem gilt Johnson als „Stand-up-Man“, weil er viele Skandale überstanden hat. Aber die Stimmung innerhalb seiner Konservativen Partei ist beschädigt. Der Premierminister muss zurücktreten, sagte ein Kabinettsmitglied gegenüber Sky News.

Grillen am Mittwoch geplant

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Johnsons Auftritt vor dem parlamentarischen Ausschuss ist für Mittwoch angesetzt. Die routinemäßige Untersuchung vor dem sogenannten Verbindungsausschuss im Unterhaus ist einer der Höhepunkte des Jahres im britischen Parlament. In keinem anderen Fall hat der Regierungschef so wenig Möglichkeiten, unangenehmen Fragen auszuweichen. Daher wird das Ereignis auch als “Roast” bezeichnet. Die Regierungskrise kommt zur falschen Zeit. Großbritannien kämpft angesichts dramatisch gestiegener Lebenshaltungskosten mit einer historischen Krise. Die Inflation ist auf dem höchsten Stand seit etwa 40 Jahren.

Opposition: „Diese Regierung bricht zusammen“

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Oppositionsführer Keir Starmer von der Labour Party sagte in einer ersten Reaktion, die Regierung zerfalle. “Nach all dem Dreck, den Skandalen und den Fehlschlägen ist klar, dass diese Regierung auseinanderfällt.” Er werde eine vorgezogene Neuwahl unterstützen, erklärte Starmer später. Als Zeichen gegen den „krankhaften Lügner“ Johnson forderte der Oppositionsführer andere Kabinettsmitglieder zum Rücktritt auf. Am Mittwoch kürzt die Regierung die Sozialversicherung für Millionen Menschen mit geringerem Einkommen. Johnson hoffte auf eine Freilassung. Zudem hatte der Premier gerade einen Skandal und ein Misstrauensvotum überstanden, bei dem ihn viele Beobachter schon am Ende gesehen hatten: die „Partygate“-Affäre um illegale Lockdown-Feiern am Regierungssitz in der Downing Street.

Johnsons „Partygate“-Affäre

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Der Premierminister musste persönlich eine Geldstrafe für den Besuch einer der Partys bezahlen. Entgegen den Erwartungen parteiinterner Kritiker blieb er auf seinem Posten. Geholfen hat ihm laut Experten auch sein klares Eintreten für die Ukraine im Krieg gegen Russland. Laut Satzung der Partei darf es ein Jahr lang keine weitere Abstimmung geben.