Wie wird Harnsäure im Körper gebildet?
Beim Abbau von Purinen entsteht Harnsäure. Diese sind Bestandteil jeder Zelle und unentbehrlich für das Erbgut und den Aufbau neuer Zellen. Durch purinreiche Lebensmittel wie fettes Fleisch, bestimmte Fischsorten oder zuckerhaltige Früchte nehmen wir zusätzliche Purine auf, die der Körper ebenfalls verstoffwechseln muss. Auch der Konsum von Fruktose (Fruchtzucker) rückt immer mehr in den Fokus der Forschung. Denn vielen Produkten der Lebensmittelindustrie wird Fruchtzucker zugesetzt, beispielsweise in Form von Maisstärke, etwa beim Süßen von Erfrischungsgetränken. Purine entstehen aber auch, wenn die Körperzellen selbst abgebaut werden. Dies gilt insbesondere bei einer Chemotherapie. Auch Harnsäure hat positive Wirkungen und ist wichtig für den Schutz vor freien Radikalen. Es wirkt hier als Antioxidans, schützt so vor freien Radikalen und schützt so das Gewebe. Von der sogenannten Hyperurikämie sprechen Experten, wenn die Konzentration der Harnsäure im Blutserum auf über 6,7 mg/dl bei Frauen und 7,4 mg/dl bei Männern ansteigt. Es gibt zwei verschiedene Formen:
Primäre Hyperurikämie: Dies ist eine genetische Störung, die sowohl die Harnsäurebildung als auch die Harnsäureausscheidung beeinflussen kann. Einige Enzyme, die für den Harnsäurestoffwechsel wichtig sind, funktionieren nur eingeschränkt. Sekundäre Hyperurikämie: Hier kommen verschiedene Erkrankungen oder Wirkungen von Medikamenten in Betracht. Störungen der Blutgerinnung, Blutkrebs (Leukämie), Nierenerkrankungen, Alkoholismus oder entwässernde Medikamente (Diuretika) können einen Anstieg der Harnsäurekonzentration begünstigen.
Zu viel Harnsäure kann Gelenke, aber auch Blutgefäße und Organe schädigen.
Gicht betrifft oft die Gelenke der Beine. CC0 / Pixabay / Cnick
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Zu viel Harnsäure im Körper führt nicht immer zu Beschwerden. Übersteigt die Harnsäurekonzentration jedoch längere Zeit einen bestimmten Grenzwert, bilden sich Harnsäurekristalle und können sich im Körpergewebe ablagern.
Gicht ist eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen der Gelenke in Deutschland. Bei einem akuten Gichtanfall versucht der Körper, durch eine Entzündungsreaktion Harnsäurekristalle im Gelenk abzubauen. Dazu kommen die typischen Entzündungssymptome wie Überwärmung, Schwellung, Rötung und sehr starke Schmerzen. Häufig sind Gelenke betroffen, die weit von der Körpermitte entfernt und weniger durchblutet sind. Typischerweise treten die ersten akuten Gichtanfälle im Großzehengrundgelenk auf, gefolgt von Knie-, Ellbogen-, Handgelenk- und Fingergelenken. Kühle fördert die Ablagerung von Harnsäurekristallen sowie einen niedrigen pH-Wert des Gewebes. So können auch Infektionen und Bewegung einen Gichtanfall auslösen. Patienten mit Gicht sind in der Regel Männer, übergewichtig und leiden an Bluthochdruck, Diabetes oder Nierenversagen.
Vieles spricht auch dafür, dass zu viel Harnsäure auch das Herz-Kreislauf-System und die Blutgefäße schädigen kann. Lange vor dem ersten Gichtanfall kann auch kristallisierte Harnsäure das Wachstum von Nierensteinen fördern und ein Auslaufen verhindern.
Medikamente gegen Gicht
Aufgrund der massiven Entzündungsprozesse im Körper sehen Mediziner die Notwendigkeit, den Harnsäurespiegel dauerhaft zu senken. Nach den S2-Gicht-Leitlinien müssen bei einem akuten Gichtanfall zunächst Entzündungen und Schmerzen behandelt werden. Das Mittel der Wahl bei akuter Gicht ist Colchicin, ein Naturstoff der Giftpflanze der Herbstzeitlose. Allerdings ist die Dosisfindung oft schwierig, da unter bestimmten Bedingungen Vergiftungssymptome auftreten können. Nach überstandenem Gichtanfall kann mit einer Langzeitbehandlung begonnen werden, um einen chronischen Verlauf zu verhindern. Allerdings ist eine medikamentöse Behandlung auch mit Nebenwirkungen verbunden, sodass eine ausführliche Aufklärung in einem Arzt-Patienten-Gespräch den Behandlungserfolg deutlich steigert. Häufig werden sogenannte Uricostatika wie Allopurinol oder Febuxostat eingesetzt. Diese hemmen ein Enzym, das die Bildung von Harnsäure reduziert. Es gibt auch Arzneimittel, die die Harnsäureausscheidung (Urikosursäure) steigern, wie Probenecid oder Benzobromaron.
Tipps, wie Sie mit der richtigen Ernährung die Harnsäure im Körper reduzieren können
Sauerkirschen wird eine harnsäuresenkende Wirkung zugeschrieben. CC0 / Pixabay / congerdesign
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Das Maximum von 500 mg Purinen täglich sollte nicht überschritten werden. Bei akuten Gichtanfällen wird eine Grenze von 300 Milligramm empfohlen. Einen guten Überblick zum Harnsäuregehalt bietet die Lebensmitteltabelle auf gichtinfo.de. Eine Ernährungsumstellung kann sehr effektiv sein, um den Purinspiegel niedrig zu halten. Folgende Tipps sollten Sie beachten:
- Auf vegetarische und basische Kost achten: Die sogenannte DASH (Dietary Approaches to Stop Hypertension)-Diät, die sich an eine typisch mediterrane Ernährung anlehnt, wird eigentlich für Patienten mit Bluthochdruck und hohem Cholesterinspiegel empfohlen. Eine Studie konnte jedoch zeigen, dass auch eine Senkung des Harnsäurespiegels erreicht wird. Generell sollten folgende Lebensmittel auf deinem Speiseplan stehen:
Gemüse, Sauerkirschen, Beeren Fettarme Milchprodukte, insbesondere Joghurt, Quark und Hartkäse Bio-Eier Getreideprodukte oder Flocken Kartoffeln, Eiernudeln, Reis
- Vermeiden Sie purinreiche Lebensmittel: Es ist wichtig, nicht zu viele Purine auf einmal zu sich zu nehmen. Zum Beispiel sollten Sie fettreiche Mahlzeiten nicht mit Fleisch und Alkohol kombinieren. Beispielsweise enthalten 150 Gramm Fleisch oder Huhn etwa die Hälfte der Menge an Purinen, die Sie täglich zu sich nehmen sollten – etwa 210 Milligramm. Aber auch kleinere Portionen Fleisch lassen sich lecker zubereiten, zum Beispiel als Aufschnitt. Gleichzeitig hilft das Entfernen der Haut von Fisch, Fleisch oder Hähnchen, viele Purine einzusparen und fettreiche Wurst und Nebenprodukte zu vermeiden. Entgegen früherer Empfehlungen sind Hülsenfrüchte und Sojaprodukte jedoch mäßig unbedenklich (ca. zweimal pro Woche).
- Fructose vermeiden: Die in Früchten enthaltene Fructose ist in der Regel kein Problem, wenn man ganze Früchte isst. Sauerkirschen wird sogar eine harnsäuresenkende Wirkung nachgesagt. Aber Beeren sind auch zuckerarm. Auf getrocknete Früchte und Agavendicksaft sowie vor allem auf Fertigprodukte wie Softdrinks, denen Fructose als Süßungsmittel zugesetzt wird, sollte man allerdings verzichten. Beim Abbau von Fruktose entsteht Harnsäure.
- Ausreichend trinken: Empfehlenswert sind zwei bis drei Liter Wasser, Kräuter- und Früchtetee sowie zuckerfreier Kaffee. Dadurch wird die Harnsäure besser ausgeschieden. Alkohol ist kritisch, weil er die Bildung von Harnsäure anregt und gleichzeitig die Ausscheidung über die Nieren hemmt. Bier, das selbst Purine enthält, gilt als die schlechteste Wahl, auch in seiner alkoholfreien Version.
- Achten Sie auf ein gesundes Körpergewicht: Das schont die Gelenke und senkt in Kombination mit einer gesunden Ernährung die Harnsäurekonzentration. Auf radikale Fastenkuren sollten Sie jedoch verzichten. Denn es werden sogenannte Ketonkörper gebildet, die die Harnsäuresekretion hemmen. Außerdem werden durch die schnelle Abnahme der Körpermasse mehr Purine abgebaut und die Harnsäurekonzentration steigt.
- Nahrungsergänzungsmittel nach ärztlicher Beratung: Eine großangelegte Studie deutet darauf hin, dass die tägliche Einnahme von 500 bis 1.500 mg Vitamin C wirksam vor Gicht schützen kann. Forscher vermuten, dass dies Entzündungsprozesse hemmt und die Harnsäurekonzentration senkt. Es ist jedoch wichtig, einen gesunden Lebensstil beizubehalten. Auch vor der Einnahme hoher Dosen von Nahrungsergänzungsmitteln sollte ein Arzt konsultiert werden.
Fazit
Ein dauerhaft erhöhter Harnsäurespiegel schädigt nachweislich Gelenke, Blutgefäße und innere Organe. Besonders schmerzhaft ist ein Gichtanfall, bei dem die Harnsäurekristalle durch eine starke Entzündungsreaktion abgebaut werden. Um die Harnsäure so niedrig zu halten, dass sie vollständig über den Urin ausgeschieden werden kann, sollten Sie sich vegetarisch, fettarm und fruktosearm ernähren …