Gabriela Jordan / chmedia Die Lebensmittelhändler Migros und Coop rühmen sich gerne damit, Produzenten und Konsumenten faire Preise anzubieten. Dies ist besonders wichtig im Zusammenhang mit der aktuellen Inflation. Doch geleakte Preiszahlen zeigen nun ein anderes Bild: Demnach haben die beiden Großhändler obszön hohe Margen von bis zu 92 Prozent auf Milchprodukte. Zusammen verfügen die beiden Retailer über eine grosse Marktmacht in der Schweiz Bild: KEYSTONE Zu diesem Schluss kamen die beiden französischsprachigen Schweizer Publikationen «Le Temps» und «Heidi.news». Gemeinsam werteten sie geleakte Preisdaten der Molkereigenossenschaft Laiteries Réunies Genève (LRG) aus. Die LRG-Server wurden Anfang April gehackt und einige Daten im Darknet verbreitet. Da diese Daten von öffentlichem Interesse sind, haben sich die beiden Publikationen entschieden, einen Teil davon zu veröffentlichen. Basierend auf den Daten wurden die Einkaufs- und Verkaufspreise von 77 Produkten analysiert. Das Ergebnis: Die durchschnittliche Rohertragsmarge beträgt bei Coop 57 Prozent, bei Migros 46 Prozent, beim Grossisten Aligro 35 Prozent und bei Manor 34 Prozent. Einzelhändler mit weniger als zehn Produkten wie Denner oder Volg wurden von der Stichprobe ausgeschlossen.

Joghurt Sojasun, Tam-Tam und Tomme Vaudoise

Da nicht alle Händler die gleichen LRG-Produkte verkaufen würden, sei ein Margenvergleich nur eingeschränkt möglich, hieß es. Die Ergebnisse sind jedoch aufschlussreich. Beispielsweise kauft die Molkereigenossenschaft LRG den Viererpack Soja-Sonne-Gemüsejoghurt mit Himbeergeschmack für 1.21 Franken und gibt ihn für 1.70 Franken an Coop weiter. Coop verlangt dafür dann 3.35 Franken und erzielt eine Marge von 92 Prozent. Stattdessen halbiert sich die Gewinnmarge von Aligro, weil der Supermarkt seinen Kunden ein besseres Angebot für ein teureres Produkt macht. Manor kauft noch teurer ein, bietet aber auch einen günstigeren Preis als Coop. Weitere Beispiele: Bei Tam-Tam Chocolats beträgt die Marge von Migros 58 Prozent, von Coop 39 Prozent. Bei Tomme Vaudoise du Crémier haben beide Großhändler eine ähnliche Marge von 66 Prozent. Dem Bericht zufolge sind diese Margen die höchsten in Europa. Bei Molkereiprodukten sollte allerdings eine Marge von rund 25 Prozent ausreichen – Einzelhändler in Frankreich erzielen nach Schätzungen von Price Control Margen von 19 bis 34 Prozent. Meldungen zu diesem Bericht sind bereits bei der Eidgenössischen Preisbeobachtungsstelle eingegangen. Ob ein Eingriff notwendig ist, wird derzeit abgeklärt. „Es ist von höchstem öffentlichen Interesse, sich für Margen im Lebensmittelbereich zu interessieren“, sagt Stv. Beat Niederhauser. Aufgrund der hohen Marktmacht von Migros und Coop funktioniert der Lebensmitteleinzelhandel nur eingeschränkt. Das Kartellrecht verbietet eine marktbeherrschende Stellung jedoch nicht. Damit die Wettbewerbskommission aktiviert werden kann, sind Beweise für Absprachen oder Missbrauch erforderlich. (aargauerzeitung.ch)

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