Nach mehr als sieben Monaten Haft in einem britischen Gefängnis ist Ex-Tennisstar Boris Becker wieder auf freiem Fuß. Begünstigt durch Sonderregelung. Nun muss er nach Deutschland zurückkehren.

Der frühere Tennisstar Boris Becker ist aus der britischen Haft entlassen und nach Deutschland ausgereist. Dies wurde von seinem Anwalt und dem britischen Justizministerium bestätigt. Becker hatte seit April eine zweieinhalbjährige Haftstrafe in England verbüßt, zuletzt im Gefängnis Hundercombe bei London.

Wie und wo er nach Deutschland gelangen sollte, blieb unklar. Nach Angaben der dpa-Agentur versuchten Fotografen, ihn an verschiedenen deutschen Flughäfen zu treffen, aber wohl vergeblich. Nach Informationen der britischen Nachrichtenagentur PA soll ein Freund von Beckers einen Privatjet gechartert haben, mit dem der ehemalige Tennisstar dann nach Deutschland geflogen ist.

Den Rest seiner Haftstrafe muss Becker nicht absitzen, sie läuft ab. Der 55-Jährige kann frühestens nach Ablauf seiner eigentlichen Haftstrafe in seine Wahlheimat Großbritannien zurückkehren.

„Wahrscheinlich wird er heute Abend auf deutschem Boden sein“, berichtet Annette Dittert, Londoner ARD, über die Freilassung von Boris Becker

tagesschau24 12:00 Uhr, 15.12.2022

Eine Wiedereinreise nach Großbritannien wurde zunächst ausgeschlossen

Becker lebt seit Jahren in London, besitzt aber keine britische Staatsbürgerschaft. Nach britischem Recht können Gefangene erst freigelassen werden, wenn sie mindestens die Hälfte ihrer Strafe verbüßt ​​haben. Für Becker wären das 15 Monate, die am 29. Juli 2023 erreicht gewesen wären.

Allerdings profitierte der ehemalige Tennisprofi von einem speziellen Abfindungs- und Abschiebeprogramm. Anspruchsberechtigt ist jeder ausländische Gefangene, „der Anspruch auf Entlassung und Abschiebung bis zu zwölf Monate vor dem frühesten Zeitpunkt der Entlassung hat“.

Privatinsolvenzstreit seit 2017

2017 erklärte ihn ein Londoner Gericht für bankrott. Eigentlich sind solche Verfahren in Großbritannien schnell – aber bei Becker hat es lange gedauert. Es folgten demütigende Episoden: Unter anderem wurden einige seiner Trophäen und andere persönliche Erinnerungsstücke öffentlich versteigert.

Schließlich warf ihm sein Insolvenzverwalter vor, Vermögenswerte in Millionenhöhe versteckt zu haben. Am 29. April dieses Jahres wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Becker hatte sich in allen Anklagepunkten auf nicht schuldig bekannt.

Finanziell ist es noch nicht frei

Doch auch wenn der Ex-Sportler nun wieder frei ist, hat er seine Finanzen wohl nicht wieder im Griff. Der Abschluss seines Insolvenzverfahrens wurde laut britischem Insolvenzregister auf unbestimmte Zeit verschoben.

Das ist an Auflagen geknüpft, so darf Becker bis 2031 in Großbritannien kein Unternehmen führen, solange kein Gericht dem zugestimmt hat. Außerdem erklärte Becker im vergangenen Jahr in einem Podcast, dass er auf die Hälfte seines Einkommens verzichten müsse. Ob dies auch in Zukunft so bleiben wird, bleibt abzuwarten.

Boris Becker wird nach Deutschland abgeschoben

I. Koehler, G. Biesinger, ARD London, 15.12.2022 13:59 Uhr