Aber es gibt eine andere Welt. Denn es gibt immer noch die Realität außerhalb der Politik, die des täglichen Lebens von Millionen von Bürgern. Und da kommt Olaf Scholz noch viel schlimmer. Denn viele Deutsche fürchten zunehmend Krieg, drohende Energieknappheit und steigende Preise. Aber auch, weil diese Welt oft eine konstruierte ist, die auch nur einen Teil dieses Landes zeigt. Denn den Durchschnittsverbraucher trifft die Kanzlerin meist nur in Talkshows. Und Moderatoren wollen ihre Sendungen möglichst kontrovers, damit es knistert und knistert, wenn die Kanzlerin vor laufender Kamera Bürgerfragen beantwortet. So auch bei Maybrit Illner und ihrer letzten Rede am Donnerstagabend vor den Sommerferien. Doch auch wenn Scholz glaubte, dort im Kreuzverhör von fünf Gästen nicht punkten zu können, zeigte diese Show bei näherer Betrachtung, dass die Kommunikationsstrategie der Kanzlerin schlauer ist, als viele denken – und warum Scholz weiterhin zum Fernsehen geht, um durchs Spalier zu gehen . Fragen erlauben. Lesen Sie auch Diesmal saßen der Kanzlerin ein paar Bäcker, eine Intensivschwester, eine Studentin und ein Ukrainer gegenüber. Menschen, die sich gerade besonders Sorgen machen. Der Thüringer Bäcker Steffen Stiebling ist verzweifelt, weil die Kosten aus dem Ruder laufen. „Die Preise für Mehl und Verpackung haben sich verdoppelt, aber das kann ich nicht an die Kunden weitergeben“, sagt er. “Was tun Sie, um mittlere und kleine Unternehmen am Leben zu erhalten?” fragte die Kanzlerin. Kateryna Mishchenko, Olaf Scholz, Ralf Berning, Maybrit Illner und Rifka Lambrecht (von links) Quelle: ZDF/Svea Pietschmann Pfleger Ralph Berning wirkt erschöpft, ausgebrannt vom Kampf mit Corona. Jetzt legt sie ihr Weihnachts- und Urlaubsgeld zurück, weil das Leben so teuer geworden ist. “Lohnt es sich noch, für mich zu arbeiten?” fragt Olaf Solz. Und die Studentin und Klimaaktivistin Rifka Lambrecht, die viele Aktionen für Extinction Rebellion organisiert hat, möchte von der Kanzlerin wissen, warum sie jetzt auf neue Erdgasquellen und damit weniger Klimaschutz setzt und riesige Schuldenberge hinterlässt zukünftige Generation. „Außer dem 9-Euro-Ticket habe ich bisher nichts von der Staatshilfe bekommen“, sagt er.
„Wir haben einen Plan“, sagt Scholz zu „Illner“
Olaf Solz weiß, dass ihn die Maßnahmen der Regierung nicht überzeugen können. Das liegt an den Maßnahmen, der Runde um Maybrit Illner und der Moderatorin selbst, die ihn nicht mit Verallgemeinerungen davonkommen lassen will. Die Kanzlerin tut also nicht einmal das, wozu sich Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Vizekanzler Finanzminister Christian Lindner (FDP) immer wieder verführen lassen. Er legt sich nicht fest und macht keine Versprechungen wie Habeck. Und angesichts der Nöte der Welt bleibt er nicht stumm und bringt das Argument für einen stabilen Haushalt und Schuldenbremsen in die Debatte, wie es Lindner will. Soltz tappt im Dunkeln. Er sagt: “Ich denke darüber nach, was wir tun, wenn uns die Energie ausgeht.” Und er sagt: “Wir haben einen Plan.” Es sagt nicht, wie es aussieht. Wie im Falle des Sanktionsplans gegen Russland. Oder Waffenlieferungen in die Ukraine. Das deutet darauf hin, dass die Kanzlerin bereits weiß, was zu tun ist, wenn Handlungsbedarf besteht. Diese Taktik folgt der Regel Nummer eins von Scholz, nur das anzukündigen und zu erklären, was entschieden ist und umgesetzt wird. Sonst reißt es vorher. Und Regel Nummer zwei, dass die Hälfte des Regierungsgeschäftes Improvisation ist. Mit anderen Worten, es gibt möglicherweise überhaupt keinen detaillierten Plan. Das reicht Maybrit Illner und ihrem Team natürlich nicht. „Man muss deutlicher mit den Bürgern kommunizieren“, fordert Pflegerin Berning. „Wie Robert Habeck. Wenn Sie die Frage, ob Sie Energiespartipps für die Öffentlichkeit haben, mit ‘Nein’ beantworten, fühle ich mich betrogen.” Lesen Sie auch Scholz nimmt es ungerührt hin. Er weiß, dass er die Krankenschwester oder den Bäcker und schon gar nicht den klimageplagten Studenten in dieser Nacht überzeugen wird. Der Bäcker steht kurz vor dem Ende seiner Existenz, die Krankenschwester geht zur Grundsatzkritik über: „Mir fehlt es an sozialer Gerechtigkeit in diesem Land.“ Und für Klimaaktivistin Lambrecht ist die Kanzlerin ohnehin ein Klimagangster, egal was sie tut. Trotzdem nutzt die Kanzlerin die Chance, die sich aus einer solchen Talkshow ergibt.
„Wir lassen niemanden allein“, sagt Scholz
Er bringt seine Botschaften immer und immer wieder, immer gleich. Denn er weiß, dass Wiederholung die Mutter gekonnter Kommunikation ist. Er erzählt Intensivpfleger Berning von den Notfallprogrammen mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro. Der Rabatt auf den Tank, das Energiegeld, das Ticket von 9 Euro. Die Kanzlerin klärt Kanzlerin Stimbling über die Abschaffung der EEG-Umlage und den Bau von LNG-Terminals auf, auch wenn das derzeit wenig helfen dürfte. Die studentische Klimaaktivistin erfährt, dass Deutschland bis 2045 CO₂-frei sein will, schneller als andere Länder. Nachsichtig mit Scholz ist allerdings nur die ukrainische Schriftstellerin Kateryna Mischtschenko. Lesen Sie auch So läuft die Werbesperre der Kanzlerin auf “Mindestlohn”, “Festrente”, “Bürgergeld”… Olaf Solz sagt: “Wir lassen niemanden allein.” Oder: “Wir müssen uns die Hand geben.” Weiß. : Sätze wie diese bleiben leichter zu merken, gemacht in Titeln wie den Klagen der anderen Gäste oder den bohrenden Fragen von Maybrit Illner. Deshalb geht Olaf Scholz in Talkshows – das sind eben Shows.