„Die Geldpolitik bewegt sich vom Covid-Notfallprogramm zu einem antiinflationären Rahmenwerk“, erklärt Chris Iggo, Chefinvestor beim Vermögensverwalter Axa Investment Managers. „Dieser Übergang ist schmerzhaft. Die durch überschüssige Liquidität gestiegenen Bewertungen der Covid-Ära sind weg, höhere Anleiherenditen üben Druck auf die Aktienbewertungen aus, und es besteht die Gefahr, dass sich der Gewinnzyklus bald abschwächt.“ Auch eine mögliche Unterbrechung der Erdgasversorgung aus Russland bereitet Börsenmaklern Kopfzerbrechen. „Die Wirtschaft braucht Energie, und wenn ihre Versorgung nicht mehr gewährleistet ist, geht es um Risikobegrenzung und nicht um Wachstum und Expansion“, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. “Die deutsche Wirtschaft ist dabei, in eine Art Ausnahmezustand zu geraten.” Bedingt durch den Krieg in der Ukraine, galoppierende Inflation und Rezessionsängste durch überzogene Zinserhöhungen der Notenbanken war das vorangegangene Halbjahr für den DAX mit minus 20 % das schwächste seit 14 Jahren. Auch der deutsche Top-Aktienindex verzeichnete seinen fünften Wochenverlust in Folge, und ein Mini-Gewinn von 29 Punkten oder 0,2 Prozent am Freitag änderte nichts. Der DAX startete mit 12.813 in das Wochenende, auch dank der Wall Street, die stärkere Trümpfe im Handel zeigte. Der deutsche Leitindex wird derzeit mit rund 12.850 Punkten etwas fester bewertet. Die Wall Street ist über die Feiertage geschlossen. Entscheidend sind weiterhin die Themen der vergangenen Wochen und Monate. Heute stehen beispielsweise die Verbraucherpreise in der Schweiz und die EU-Erzeugerpreise auf der Tagesordnung, die in den Vormonaten deutlich gestiegen waren, ein Zeichen für anhaltenden Preisdruck. Die EZB sollte sorgfältig überlegen. Passenderweise wird Ratsmitglied Joachim Nagel das Thema beim Euro-Gipfel in Frankfurt ansprechen und über die voraussichtliche geldpolitische Ausrichtung sprechen. Für den Abend ist auch eine Rede von EZB-Vizepräsident Luis De Guidos geplant.