[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.] Kommunalverwaltung, Telematik, Morbi-RSA: Gesundheits- und eHealth-Informationen. Für Entscheidungsträger und Experten aus Wirtschaft, Politik, Verbänden, Wissenschaft und NGOs. Jetzt kostenlos testen! Lauterbach sprach von einem “guten Kompromiss, der Steuersenkungen vermeidet und den Bund bei der Steuerfinanzierung nicht überfordert”. Über den nach “sehr intensiven Verhandlungen” und “guter Zusammenarbeit” mit Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) abgestimmten Entwurf wurde gestern in den Ressorts abgestimmt. Der Gesundheitsminister erwartet, dass sich der Bundestag schnell mit dem Thema befasst. Die schlechte Nachricht: Da dem Gesundheitsfonds im nächsten Jahr mindestens 17 Milliarden Euro fehlen, müssen die zusätzlichen GKV-Beiträge um 0,3 Prozentpunkte erhöht werden. In diesem Jahr wurde mit einem zusätzlichen Bundeszuschuss von 14 Milliarden Euro eine entsprechende Unterfinanzierung vermieden. Dieser Sonderzuschuss ist für das nächste Jahr nicht vorgesehen. „Ich halte es nicht für falsch, die Beitragssätze zu erhöhen, wenn wir es unserem Gesundheitssystem ermöglichen, weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung für alle bereitzustellen“, sagte Lauterbach.

Milliarden aus anderen Quellen

Die Erhöhung der Zusatzbeiträge soll 4,8 bis 5 Milliarden Euro einbringen. Weitere Mittel sollen aus einem erhöhten Steuerzuschuss von zwei Milliarden Euro und einem Bundesdarlehen an den Gesundheitsfonds von einer Milliarde Euro stammen. Finanzminister Lindner, so Lauterbach bei den Gesprächen, sei sehr darauf bedacht, „keine Vorschläge zu machen, die die Schuldenbremse gefährden, Steuererhöhungen oder einen zusätzlichen Haushalt erforderlich machen“. Ihm ging es vor allem darum, Prämienkürzungen zu vermeiden. Deshalb gelte es, „weitere Rücklagen zu nutzen, die in den einzelnen Kassen stecken“, so Lauterbach weiter. Nach Angaben des Ministers werden die Barreserven um insgesamt vier Milliarden Euro reduziert. Weitere 2,4 Milliarden Euro sollen dem Gesundheitsfonds entnommen werden. Diese Maßnahmen sollen etwas mehr als 14 der fehlenden 17 Milliarden Euro decken.

Die Kritik kommt von den Krankenkassen

Kritik aus der Kasse ließ nicht lange auf sich warten: „Aus heutiger Sicht ist noch unklar, ob die von der Politik geplante Erhöhung der Zusatzbeitragssätze um 0,3 Prozentpunkte tatsächlich ausreichen wird. Sicher ist aber schon jetzt, dass der Politik jetzt die jüngsten Rücklagen der Krankenkassen für kurzfristige Effekte ausgehen werden. „Wir kritisieren den Eingriff in die finanzielle Dominanz einzelner Krankenkassen scharf“, sagte Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des Krankenkassen-Spitzenverbandes. Die vorgetragenen Eckpunkte lauten: „Sie würden der GKV bestenfalls eine finanzielle Pause gönnen“. Auch die Reformpläne von Karl Lauterbach dürften Auswirkungen auf die Pflege haben. Daniel Bockwoldt / dpa Jens Baas, Chef von Deutschlands größter Krankenkasse, der Techniker Krankenkasse, sprach wie viele seiner Kollegen von „kurzfristigen Maßnahmen“, die „sinnvolle und tragfähige Strukturreformen“ nicht ersetzen würden. Dauerhaft und tragfähig an Lauterbachs Idee sei nur die Beitragserhöhung für die Versicherten, sagte Andreas Storm dem Tagesspiegel. „Für ein unsicherer gewordenes Leistungsversprechen muss man künftig noch mehr zahlen“, sagte der DAK-Gesundheit-Chef. Weitere drei Milliarden Euro sollen durch Effizienzsteigerungen aufgebracht werden. Der Gesundheitsminister wies darauf hin, dass Hersteller, die auf der Forschung in der pharmazeutischen Industrie basieren, in den letzten vier Jahren durchweg ein „signifikantes Umsatzwachstum“ erzielt haben. Daher müsse die pharmazeutische Industrie einen „umsatzbezogenen Solidaritätsbeitrag von einer Milliarde Euro“ erhalten. Verkäufe von Coronavirus-Impfstoffen und Coronavirus-Therapien werden nicht berücksichtigt.

Ziel ist es, die Pflegekosten zu decken

Außerdem müssen Doppelzahlungen für Pflegeleistungen von der GKV korrigiert werden. Eine Gesetzesänderung in der letzten Legislaturperiode sah vor, dass Kliniken Pflegekräfte zusätzlich zu Pauschalsätzen der Krankenkassen bezahlen. Mit der Übernahme der Pflegekosten sollte ein Teufelskreis durchbrochen werden, in dem Kliniken versuchten, ihre Einnahmen durch Einsparungen bei der Pflege zu steigern – einschließlich der Finanzierung von Investitionen, die eigentlich in der Verantwortung der Länder liegen. Bundesgesundheitsminister Lauterbach (SPD etc.) wollte keine Leistungskürzungen, Bundesfinanzminister Lindner (FDP) keine neuen … REUTERS / Annegret Hilse Kliniken sollen laut Lauterbach Leistungen gebucht haben, die nicht bettnah seien. Anpassungen stehen noch aus, sind aber notwendig, um Doppelzahlungen bei der GKV-Versorgung zu vermeiden. Zudem soll die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Dienst- und Berufungsgesetz eingeführte Neuregelung für Patienten gestrichen werden. Es sieht vor, dass ambulante Leistungen für junge Patienten über das Budget hinaus vergütet werden, und soll Ärzten Anreize bieten, während des Quartals weitere Patienten zu behandeln.

Von einer Senkung der Mehrwertsteuer ist keine Rede

Auch weitere Reformen im Bereich der Arzneimittelpreisgestaltung werden mit dem Bundesfinanzministerium erörtert. Lauterbach sprach von einer „Reform des Kostensenkungs-Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes“, die auf das GKV-Finanzierungsgesetz angewandt werde. Eine von Krankenkassen immer wieder geforderte Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel von 19 auf 7 Prozent teilte Lauterbach jedoch nicht mit. Nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung würden dem Bundesfinanzminister dadurch sechs Milliarden Euro fehlen. Auch eine Lösung der derzeitigen Unterfinanzierung der Krankenversicherung für Langzeitarbeitslose soll mit dem Bundesarbeitsministerium geprüft werden. „Das Problem ist noch nicht gelöst“, sagte Lauterbach. Laut GKV betragen die tatsächlichen Kosten derzeit mehr als das 2,5-fache der monatlichen Pauschale, die die Krankenkassen pro ALG II-Empfänger erhalten. Eine ähnliche Reform war bereits im Koalitionsvertrag angekündigt worden