Kreidezähne werden immer häufiger
Laut dem Deutschen Mundgesundheitssurvey 2016 leiden mehr als ein Viertel der 12-Jährigen unter Zahnkreide. Damit ist der Anteil in dieser Altersgruppe noch höher als bei Karies. In diese Studie wurden laut Krämer neben MIH auch andere strukturelle Schäden an den Zähnen einbezogen. „Bislang gibt es keine belastbaren nationalen Daten speziell für dieses Krankheitsbild.“ Regionalen Studien zufolge steigen die Fallzahlen rasant: In Hessen beispielsweise stieg der Anteil der Kinder mit Kreidezähnen von 2003 bis 2015 um 59 Prozent. Forscher wissen noch wenig über die Ursachen von Kreidezähnen. Neue Forschungen zufolge könnten häufige Atemwegserkrankungen im ersten Lebensjahr eine Rolle spielen, die zu Sauerstoffmangel im Blut führen. Dies wiederum wirkt sich auf die Bildung des Zahnschmelzes aus. „In diesem Zusammenhang werden häufig Antibiotika gegeben, was ebenfalls ein möglicher Auslöser sein kann. Auch Verhütungsmittel werden als Ursache diskutiert“, sagt Krämer. Ursache ist zudem der Kalziummangel, den Ärzte in den letzten Jahren immer häufiger bei Kindern feststellen. Hinzu kommen verdächtige Wirkstoffe wie Bisphenol A, das in vielen Plastikartikeln wie Babyschnullern, Plastiktellern oder -dosen enthalten ist. Studien an Ratten haben bereits einen Zusammenhang mit der Entwicklung von MIH gezeigt. Studien am Menschen fehlen jedoch noch. Laut Krämer ist weitere Forschung notwendig, um die Ursachen zu klären und auch vorbeugende Maßnahmen zu ermöglichen. „Beim Thema Karies ist eines klar: Zucker vermeiden, Zähne regelmäßig und sorgfältig putzen, Fluorid auftragen. Bisher können wir noch keine Ratschläge geben, wie man Zähne mit Kreide vermeiden kann“, sagt Krämer. Ein unbefriedigender Zustand, da die Störung viele betroffene Kinder bis ins Erwachsenenalter begleiten kann.
Regelmäßig zum Zahnarzt
Eltern können jedoch etwas tun, nämlich die ersten drei Untersuchungen beim Zahnarzt, auch FU (Kinderfrüherkennungstest) genannt, machen. „Bei MIH ist der FU3-Test sehr wichtig. Hier empfehle ich Eltern, diesen Termin am Ende des empfohlenen Zeitraums zwischen dem 30. und 33. Lebensmonat zu buchen. Dann sind oft schon die zweiten Milchmolaren sichtbar.“ Wird eine Mineralisationsstörung festgestellt, ist das Risiko von MIH bei bleibenden Zähnen elfmal höher“, erklärt Krämer die Chancen, bleibende Schäden an den Zähnen durch eine Behandlung zu verhindern.