Manche Fans warten stundenlang im strömenden Regen vor einem Hotel, um einen Blick auf einen Hollywood-Star zu erhaschen. Andere besuchen jedes Konzert ihrer Lieblingsband, weil sie hoffen, irgendwann hinter die Bühne zu dürfen, nur um das Neueste zu erkennen: Selbst Superstars können nach zwei Stunden auf der Bühne nach Schweiß riechen. Damit wollten mein guter Freund Lukas und ich uns vor 30 Jahren nicht abfinden, als wir das erste Mal das Montreux Jazz Festival besuchten. Wir wollten mehr. Wir wollten in die Villa des Festivalgründers Claude Nobs. Wir hatten schon viel über den Ort gehört, waren uns aber nicht sicher, wo das Chalet war. Davon ließen wir uns nicht unterkriegen. Am Bahnhof in Montreux stiegen wir in ein Taxi und versuchten dem Fahrer in unserer französischen Schule zu erklären, wohin wir wollten: „Conduisez nous à la villa de Claude Nobs… s’il vous plaît“. Der 2013 verstorbene Claude Nobs war ein großer Musik- und Eisenbahnliebhaber. Bild: Keystone
Siehe da: Der Taxifahrer ist ohne weitere Ermittlungen abgereist. Er fuhr und fuhr und fuhr immer höher den Berg hinauf. Irgendwann fragte ich Lucas: „Wohin bringt uns dieser Typ?“ Ich gebe zu, ich hatte ein wenig Angst. Wenig später hielt das Taxi vor einem recht stattlichen Gebäude. Vor ihm stand ein noch hübscherer Mann. Unzählige Insignien hingen um seinen Hals. Kaum waren Lucas und ich aus dem Taxi ausgestiegen, fing der Mann an zu lächeln und öffnete uns die Haustür. Bevor wir wussten, was mit uns geschah, waren wir bereits in der Villa von Claude Nobbs. Das Chalet wurde mit antiken Möbeln, diversen Musikboxen, Modelleisenbahnen und Musikinstrumenten ausgestattet. Ich kann mich jedoch an mehr an alles erinnern. Denn der Ort war wie ein wahr gewordener Traum, aber man merkt nicht, dass er wahr wurde, bis man diesen wunderbaren Ort verlässt. Kennen wir Claude Nobs? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, dass mehrere Leute herumstanden. Aber niemand war da, den Lucas oder ich kannten. Weit kein Star, kein Starlet und auch kein Promi C oder Servelat. Der Nachmittag im Chalet endete mit Wein, Häppchen vom Buffet und einer Partie Tischtennis. Irgendwann hatten Lucas und ich Angst, entdeckt zu werden. Und wir haben wieder ausgedünnt. Fazit der Geschichte: Claude Nobs teilte seine Villa mit allen, seien es Superstars oder Fans.