Berichten zufolge haben sich die zuständigen Ministerien auf eine Gesetzesänderung geeinigt, um angeschlagene Energiekonzerne wie Uniper mit Steuern aus der Patsche helfen zu können. Dem Bund soll die Möglichkeit gegeben werden, sich an den Unternehmen zu beteiligen.
In der Erdgaskrise will die Bundesregierung einen „Schutzschirm“ für angeschlagene Energiekonzerne schaffen. Die gesetzlichen Änderungen sollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Bund in Unternehmen wie Uniper investiert.
Die Ministerien Finanzen, Finanzen und Bundeskanzleramt haben sich nach Regierungsangaben grundsätzlich auf einen Entwurf geeinigt. Zuerst hatte der “Spiegel” darüber berichtet.
Finanzielle Unterstützung und Erwerb von Gesellschaftsanteilen
Dieser Entwurf zur Novellierung des EnergieSiG liegt auch bei der Nachrichtenagentur dpa vor. Diese regelt die finanzielle Hilfe bis zum Erwerb von Gesellschaftsanteilen, um die Insolvenz eines Gasversorgers zu verhindern.
Ziel sei es, den Handlungsspielraum der Bundesregierung zu erweitern, heißt es in Koalitionskreisen. Die Ampelaufstellungen werden voraussichtlich morgen vereinbart. Bereits am Freitag soll das überarbeitete Gesetz im Eilverfahren in Bundestag und Bundesrat abgestimmt werden.
Vermeiden Sie drastische Preissprünge
Zudem könnten mit möglicherweise milliardenschweren Stabilisierungsmaßnahmen für die betroffenen Unternehmen drastische Preissprünge für Erdgaskunden vermieden werden.
Weiter heißt es in dem Entwurf: Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, soll die Bundesregierung Stabilisierungsmaßnahmen für „Kritische-Infrastruktur-Unternehmen“ erleichtern – das richtet sich an Energieversorger. Solche Maßnahmen würden nur auf Antrag des betroffenen Unternehmens in Erwägung gezogen.
Uniper ruft um Hilfe
Russland hat die Lieferungen durch die Nord Stream 1-Pipeline in der Ostsee stark eingeschränkt. Daraufhin geriet Deutschlands größter Importeur von russischem Gas, Uniper, in Aufruhr und beantragte Staatshilfe. Wie Uniper mitteilte, kommen dafür eine Reihe von Mitteln in Frage – etwa Bürgschaften und Sicherheitsleistungen durch Beteiligungen. Das bedeutet, dass sich der Staat bei Uniper einmischt.
Die Bundesregierung hatte zugesagt, mit Uniper über Stabilisierungsmaßnahmen zu sprechen. Das Finanzministerium arbeite nach Angaben eines Sprechers “unter Hochdruck” an Lösungen. Ziel sei es, sich auf eine weiterhin angespannte Lage auf den Energiemärkten vorzubereiten und den Werkzeugkasten zu füllen, sagte eine Sprecherin von Finanzminister Robert Habeck (Grüne). Energiemärkte müssen funktionsfähig bleiben.
Die Sprecherin wies darauf hin, dass Uniper eine bestehende Kreditlinie der Landesbank KfW in Höhe von zwei Milliarden Euro noch nicht in Anspruch genommen habe.
Uniper spielt eine zentrale Rolle
Als großer Erdgasimporteur spielt Uniper eine zentrale Rolle in der Energieversorgung Deutschlands und beliefert viele Stadtwerke. Allerdings kann Uniper die Mehrkosten für die Gasaufnahme derzeit nicht an die Kunden weitergeben – das Unternehmen hatte angekündigt, dass dies zu erheblichen finanziellen Belastungen führen würde. Der Staat könnte Uniper nun finanziell unterstützen. Dies wurde in Koalitionskreisen als erste Wahl genannt. Die andere Möglichkeit wäre, dass Erdgaskunden Preiserhöhungen zahlen – was aber zu drastischen Preiserhöhungen für die Verbraucher führen könnte.
Das aktuelle Energiesicherheitsgesetz räumt Versorgern das „Recht auf Preisanpassung“ ein. Dazu muss die Bundesnetzagentur offiziell eine „erhebliche Reduzierung der gesamten nach Deutschland importierten Gasmenge“ festgestellt haben, was bisher nicht geschehen ist. Wird der Mechanismus aktiviert, könnten Anbieter die aktuellen Mehrkosten innerhalb kurzer Zeit an ihre Kunden weitergeben und zu großen Preissprüngen führen.
Wenn das russische Gas komplett weg ist
Hambeck hatte vor einer möglichen “Preisexplosion” bei einigen Versorgern gewarnt. Um Preissprünge gerechter auf die Verbraucher zu verteilen, arbeitet die Bundesregierung daher an einem Umlageverfahren. Damit könnten die Lasten wie gesagt gleichmäßiger auf alle Verbraucher verteilt werden.
Die Probleme der Energieunternehmen könnten sich verschärfen, da die jährlichen Wartungsarbeiten von Nord Stream 1, die normalerweise 10 Tage dauern, am 11. Juli beginnen. Dann fließt kein Gas durch die Pipeline. Die große Sorge ist, dass Russland den Gashahn nach der Wartung nicht wieder aufdrehen wird. Habeck und die Bundesnetzagentur hatten vor einem solchen Totalausfall der russischen Gaslieferungen von Nord Stream gewarnt. Die Bundesnetzagentur schreibt im Lagebericht, dass die Erdgasversorgung in Deutschland derzeit stabil sei. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist weiterhin gewährleistet.
Uniper-Rettung nach Lufthansa-Vorbild
Wie genau Uniper unterstützt werde, sei noch nicht entschieden, hieß es aus Regierungs- und Koalitionskreisen. Man will über eine ganze Reihe von Medien rechtlich entscheiden. Weitere Optionen sollen im Rahmen des bereits umgesetzten Lufthansa-Rettungspakets eingeführt werden. In Regierungskreisen hieß es, dass die direkte staatliche Beteiligung an Zulieferern nicht die oberste Priorität bei der Hilfe sei. Im Notfall sollte es jedoch schnell gehen.