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Aufgrund der Auswirkungen von Lieferbeschränkungen musste der Energiekonzern seine Gewinnprognosen revidieren und prüft, wie die Liquidität des Unternehmens weiter gesichert werden kann, wie es in einer Pflichtmitteilung an die Börse heißt. Uniper hat unter anderem Gespräche mit der Bundesregierung über mögliche Stabilisierungsmaßnahmen aufgenommen. Dafür seien einige Mittel denkbar – etwa Bürgschaften und Sicherheitsleistungen, die Erhöhung eines noch nicht angehobenen Kreditrahmens der Landesbank KfW bis hin zur Beteiligung in Form von Eigenkapital. Eine Sprecherin von Finanzminister Robert Hubeck (Grüne) sagte am Donnerstag, Gespräche zwischen der Bundesregierung und Uniper über Stabilisierungsmaßnahmen seien im Gange. “Grund dafür sind die stark gestiegenen Gaspreise und die reduzierten Lieferungen aus Russland infolge der russischen Aggression in der Ukraine.” Die Uniper-Aktie stürzte ab. Der Konzern spielt eine zentrale Rolle in der Energieversorgung Deutschlands. Mitte Mai betonte Vorstandsvorsitzender Klaus-Dieter Maubach die Bedeutung des Unternehmens. „Uniper importiert jährlich rund 370 Terawattstunden Gas und beliefert damit viele Industrieunternehmen und Energieversorger direkt“, sagte Maubach der Hauptversammlung im Internet. Das entspricht etwa einem Drittel des durchschnittlichen jährlichen Gasverbrauchs in Deutschland. Uniper ist zudem der größte Betreiber von Gasspeichern in Deutschland. Speicher wiederum spielen eine zentrale Rolle in der Strategie der Bundesregierung, sich im Falle eines russischen Versorgungsausfalls auf den Winter vorzubereiten. Laut Bundesnetzdienst liegt der Speichergrad in Deutschland derzeit bei 61 Prozent. Bis zum Beginn der Heizsaison müssen sie aber gefüllt sein, wie Habeck immer wieder betont hat. Der Wirtschaftsminister machte am Donnerstag deutlich, dass er einen kompletten Ausfall russischer Gaslieferungen von Nord Stream befürchte. „Ab dem 11. Juli droht eine ‚Totalabschaltung von Nord Stream 1‘“, sagte der Grünen-Politiker auf einem „Nachhaltigkeitsgipfel“ der Süddeutschen Zeitung. Deshalb kann es im Winter wirklich problematisch werden. Die Gasversorgung im Sommer ist gewährleistet. Die jährlichen Wartungsarbeiten von Nord Stream beginnen am 11. Juli. Die Pipeline ist laut Habeck in der Regel für zehn Tage gesperrt. Aber basierend auf dem Muster, das wir gesehen haben, wäre es keine „Hyperbel“, wenn es einen kleinen Teil geben würde. “Und dann sagst du: ‘Ja, wir können es nicht wieder einschalten, jetzt haben wir bei der Wartung etwas gefunden und das war’s. Insofern ist die Situation definitiv angespannt.” Uniper hat nach eigenen Angaben seit Mitte Juni nur noch 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Erdgasmengen von GAZPROM bezogen und muss mit großem Aufwand Ersatzmengen beschaffen. Bisher konnte Uniper diese Mehrkosten nicht weitergeben – dies führte zu erheblichen finanziellen Belastungen. Hubeck hatte wegen der Strangulation russischer Gaslieferungen die Alarmstufe als zweite Stufe des Gas-Notfallplans ausgerufen. Außerdem kündigte er ein Maßnahmenpaket an, um den Gasverbrauch in der Industrie zu senken und Speicher statt zu füllen. Von einem rechtskräftigen „Preisanpassungsrecht“ für Versorger hat die Bundesregierung allerdings noch keinen Gebrauch gemacht – dann könnten Versorger stark gestiegene Preise an ihre Kunden weitergeben. Dies geschieht, damit sie nicht bankrott gehen. Zuvor muss das Bundeskriminalamt jedoch formell eine “erhebliche Reduzierung der gesamten nach Deutschland importierten Gasmenge” feststellen, was bisher nicht geschehen ist. Uniper geht davon aus, dass bei Feststellung und Meldung einer solchen Gasknappheit durch das Bundeskriminalamt die Stromlasten teilweise umgewälzt werden können. Schon im ersten Quartal hatten sich bei den Düsseldorfern wegen des Russland-Engagements Milliardenverluste angehäuft. Die Bundesregierung hat im April ein Hilfspaket für Unternehmen beschlossen, die unter den Folgen des Krieges in der Ukraine leiden. Das Paket sieht Zuschüsse vor. Weiter hieß es, dass gezielte Eigenkapital- und Hybridkapitalerhöhungen in Betracht gezogen werden sollten. In der Corona-Pandemie etwa wurde Lufthansa über den Finanzstabilisierungsfonds gerettet. Die Vorsitzende des BDEW-Energieverbandes, Kerstin Andreae, sagte zu Uniper: „Es muss sichergestellt werden, dass die gesamte Lieferkette weiter funktioniert und kein einziges Element ausbricht.“ Mehrkosten in Krisenzeiten solidarisch umlegen . Uniper gehört mehrheitlich dem finnischen Energieversorger Fortum. Sie sieht auch Deutschland in der Pflicht. Eine „nationale und industrielle Anstrengung“ sei nötig, kündigten die Finnen am Donnerstag an. Fortum lehnte es ab, sich dazu zu äußern, wie hoch es war und wie es eine potenzielle Unterstützung sein sollte. Uniper habe teilweise eine von Fortum bereitgestellte Kreditlinie von acht Milliarden Euro in Anspruch genommen, sagte er. „Als Mehrheitseigentümer von Uniper wollen wir bei Fortum sicherstellen, dass Uniper auch im Falle einer anhaltenden oder sich verschärfenden Gasknappheit ihren Verpflichtungen nachkommen kann.“
Unipers Ruf nach Staatshilfe schockiert Energieinvestoren
Die Aktien des im MDAX notierten Unternehmens, das sich mehrheitlich im Besitz des finnischen Energiekonzerns Fortum befindet, sind am Donnerstag eingebrochen. Zu Handelsbeginn verlor das Papier zeitweise bis zu knapp 23 Prozent auf 12,76 Euro. Mittlerweile konnte die Aktie die Verluste jedoch etwas reduzieren und notiert nun vorübergehend 14,68 % tiefer bei 14,12 Euro. Seit Jahresbeginn haben die Verluste mittlerweile fast 70 % erreicht. Die Marktkapitalisierung ging im Berichtszeitraum um zehn Milliarden Euro auf etwa fünf Milliarden Euro zurück. Ein Händler meinte, Uniper solle jetzt den deutschen Steuerzahler bitten, ihm aus der Patsche zu helfen. Die Warnung macht deutlich, wie kritisch, wenn nicht sogar gefährlich die aktuelle Situation ist, wenn das Bundeskriminalamt die Gasknappheit nicht bald erkennt und bekannt gibt. Uniper geht in diesem Fall davon aus, dass ein Teil der aktuellen Belastungen dann auf die Kunden überwälzt werden kann. Dies ist derzeit nicht möglich. Auch die Aktien der Energieversorger EON und RWE waren von dem allgemein abgeschwächten Marktumfeld betroffen und fielen zeitweise um 4,54 Prozent auf 7,99 Euro und um 5,00 Prozent auf 35,18 Euro. „Die Situation bei Uniper und auch bei deutschen Energieversorgern zeigt, wie gefährlich die allgemeine Lage für die gesamte europäische Energiebranche ist. Die wenigsten Energieunternehmen können sich den Risiken aufgrund ihrer Verflechtungen und teilweise überlappenden Geschäftsfelder entziehen“, sagte er. Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect. Es erinnert fast an die Finanz- und Bankenkrise 2007/2008. „Auch damals war die Situation zunächst schwer zu bewältigen und die Folgen teilweise katastrophal.“ Im Energiesektor hängt vorerst alles von weiteren Lieferungen aus Russland und der schnellen Entwicklung von Alternativen ab. Und RBC-Analyst John Musk erklärte: Im Rahmen des Gasnotfallplans soll der Bundesnetzdienst den Düsseldorfern ermöglichen, höhere Kosten an die Kunden weiterzugeben. Er schätzt, dass die Gaslieferungen aus Russland den Konzern derzeit täglich etwa 30 Millionen Euro kosten. JPMorgan-Analyst Vincent Ayral schätzt die Kosten für Uniper durch den Gasengpass auf 20 Millionen Euro pro Tag. Es wird nur wenige Monate dauern, bis der Konzern den bereits von der KfW bereitgestellten Kredit in Höhe von 2 Milliarden Euro aufnehmen kann. Ayral warnte davor, dass viele „Stadtwerke“ weniger stabile Bilanzen hätten und womöglich nicht so viel Zeit hätten wie Uniper. Er gehe daher davon aus, dass die Bundesregierung derzeit „mit Hochdruck an den Details arbeite“, wie Energiekonzerne die hohen Kosten weitergeben könnten und deshalb die „Gasknappheit“ noch nicht ausgerufen habe. Dies ist auch deshalb schwierig, weil es wahrscheinlich erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben wird. Aber Ayral geht davon aus, dass die Entscheidung eine Frage von Tagen oder Wochen sein wird, nicht von Monaten. ESPOO/DSSELDORF/BERLIN/FRANKFURT (dpa-AFX) Ausgewählte Hebelprodukte in Uniper Mit Knockouts können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel aus und wir zeigen Ihnen die passenden offenen Produkte in Uniper Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen Keine Daten
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Bildnachweis: PATRIK STOLLARZ / AFP / Getty Images