Im Vergleich zu 2019 seien die Baupreise sogar um 21,8 % gestiegen. Steigende Kosten erhöhen auch die Mieten, die verlangt werden müssten, um einen Neubau rentabel zu machen. Mitte 2021 waren durchschnittlich 10,62 Euro pro Quadratmeter nötig, um bei einem Neubauprojekt eine Jahresrendite von 3,5 Prozent zu erzielen. Mitte dieses Jahres waren es aufgrund gestiegener Bau- und Zinskosten bereits 16,87 Euro pro Quadratmeter. Setzt sich diese Entwicklung fort, rechnet der Verband mit Mieten für Neubauten ab 20 Euro pro Quadratmeter.
Über die Zielgruppe hinaus geschaffen
GdW-Vorsitzender Axel Gedaschko ist überzeugt, dass angesichts dieser Zahlen die Neubauziele der Bundesregierung nicht zu erreichen sind. „400.000 neue Wohnungen pro Jahr sind Verschwendung“, sagte er. Knapp 71 Prozent der Mitgliedsunternehmen würden Bauvorhaben verschieben oder ganz aufgeben. „Wir übertreffen unsere Zielgruppe, weil die Preise so stark gestiegen sind. Das Ergebnis ist, dass weniger gebaut wird.“ Der GdW vertritt rund 3.000 Wohnungsunternehmen in Deutschland. Dazu gehören kommunale Wohnungsunternehmen und Genossenschaften sowie die börsennotierte Vonovia. Die Mitglieder repräsentieren rund 30 Prozent der Mietwohnungen in Deutschland. Kritisch sieht der Verband auch die von der Politik geplante Verschärfung neuer Baunormen zum Schutz des Klimas, etwa die Vorschrift für Solardächer und auch die Quasi-Wärmepumpen-Vorschrift ab 2024. Gedaschko schätzte, dass die Preise für Solarpanels um gestiegen seien 23 Prozent innerhalb eines Jahres. “Es sieht so aus, als ob die Einnahmen hier ziemlich gut sind.” Deshalb befürchtet er einen weiteren Anstieg der Baupreise und damit auch der Neubaumieten. Der Bundestag hat am Donnerstag einer Gesetzesänderung zugestimmt, wonach Neubauten ab dem kommenden Jahr nur noch 55 Prozent der Energie eines sogenannten Benchmark-Hauses benötigen dürfen. Aktuell sind noch 75 Prozent erlaubt. Wenig ermutigend ist auch der Ausblick des Verbandes auf den zu erwartenden Anstieg der Nebenkosten. Ein Ein-Personen-Haushalt muss in diesem Jahr gegenüber 2021 im besten Fall mit zusätzlichen 985 Euro Energiekosten und im schlimmsten Fall mit zusätzlichen 2749 Euro rechnen. Für einen vierköpfigen Haushalt liegt die zu erwartende Kostensteigerung zwischen 1.818 und 5.074 Euro, wobei der Verband mit einem Betrag am oberen Ende dieser Spanne rechnet. Ein in der Politik diskutiertes Räumungsverbot für Mieter, die die damit verbundenen Kosten nicht bezahlen können, helfe wenig, sagte Gedaschko. “Was nützt ein Moratorium, wenn die Leute nicht zahlen können, was sie als nächstes zahlen müssen?” Unter anderem regte er an, Energie nicht mehr mit einem CO2-Preis zu belegen.
Vonovia hat Installateure, die die Temperatur senken
Für Aufsehen sorgte am Donnerstag die Ankündigung von Deutschlands größtem Wohnungskonzern Vonovia, die Heizung in seinen Wohnungen zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius herunterregeln zu wollen. „Um möglichst viel Erdgas in unseren Reserven einzusparen, führen wir schrittweise eine Nachtabsenkung der Heiztemperatur für Gaszentralheizungen ein“, sagte ein Sprecher. Tagsüber und abends könnten sich die Mieter aber normal weiter aufwärmen. Die Warmwasserversorgung wird nicht beeinträchtigt. Installateure werden die Änderungen in den nächsten Monaten vornehmen. Solche Anpassungen sind rechtlich schwierig. Laut Deutschem Mieterbund müssen Vermieter eine Zentralheizung während der Heizperiode vom 1. Oktober bis 30. April so einstellen, dass eine Mindesttemperatur in der Wohnung zwischen 20 und 22 Grad Celsius erreicht wird. Nachts reichten 18 Grad Celsius.
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Diese Temperaturen sind nicht gesetzlich festgelegt, aber es gibt verschiedene Regelungen und oft auch Vereinbarungen in Mietverträgen, die eigentlich nur einvernehmlich geändert werden können. Ob Mieter protestieren, wenn die Temperaturen einseitig sinken, bleibt abzuwarten. Bereits vor wenigen Tagen hatte eine Wohnungsbaugesellschaft aus Sachsen die Warmwasserversorgung auf bestimmte Stunden beschränkt – ohne vorher die Mieter zu fragen, ob sie damit einverstanden seien.