03.07.2022 10:24 Uhr
Olaf Scholz lädt am Montag Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu einer abgestimmten Aktion ein. Deutschlands oberste Gewerkschafterin hat bereits im Vorfeld konkrete Forderungen angekündigt – an die Bundesregierung und vor allem an die Arbeitgeber, von denen sie in der Krise “weniger Gewinnmaximierung” fordert. Vor einem für Montag angesetzten Treffen zwischen Bundeskanzler Olaf Solz und Spitzenvertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften forderte DGB-Chefin Yasmin Fahimi ein drittes Hilfspaket für die Bürger. Dieses Paket müsse eine Energiepreisobergrenze für Privathaushalte beinhalten, sagte Fahimi der “Bild am Sonntag”. Außerdem sollen die Maßnahmen auch Arbeitslosen zugute kommen – abgesehen von Arbeitslosen, Rentnern und Studenten. Zur Gestaltung der Energiepreisobergrenze schlug Fahimi vor, einen Grundbedarf an Strom und Erdgas für jeden Erwachsenen und jedes Kind festzulegen. „Für diese Menge an Kilowattstunden gibt es eine Preisgarantie. Für Energie, die jemand darüber hinaus verbraucht, muss er mehr bezahlen.“ Laut dem DGB-Chef wäre dies „nicht nur ein wirklich wirksamer Anreiz zum Energiesparen, sondern auch eine deutliche Entlastung gerade für einkommensschwache Haushalte“. Auch der Präsident des Deutschen Gewerkschaftsbundes sprach sich für eine Aussetzung der für nächstes Jahr geplanten CO2-Preiserhöhung aus. Der Preis ist bereits auf einem Niveau, das viel höher ist als bei allen Originaldesigns. Weitere Erhöhungen des CO2-Preises bedeuten „unnötige Mehrbelastungen für Haushalte und Unternehmen“. Bei der sogenannten Konzertierten Aktion am Montag im Kanzleramt geht es nach Angaben der Bundesregierung darum, reale Einkommenseinbußen zu verhindern. Es ist damit die Eröffnungssitzung eines längeren Prozesses, in dem Lösungen für die heutigen hohen Preissteigerungen gefunden werden müssen. Konkrete Ergebnisse werden daher noch nicht erwartet.
CDU: Scholz will Zeit gewinnen
Fahimi machte die Arbeitgeber für mangelnden „Gemeinschaftsgeist“ in der aktuellen Krise verantwortlich. „Ein bisschen mehr Gemeinsinn und weniger Gewinnmaximierung“ würde vielen Unternehmen gut tun, kritisierte er. „Deutsche Unternehmen zahlen in diesem Jahr rund 70 Milliarden Euro an Dividenden aus, so viel wie nie zuvor“, sagte der DGB-Chef. Gleichzeitig argumentierten Wirtschaftsvertreter jedoch, dass die Krise nicht überwunden werden könne, ohne die Verbraucher mit höheren Preisen und die Arbeitnehmer mit niedrigeren Löhnen zu belasten. „Das passt nicht zusammen“, betonte Fahimi. Fahimi, der an dem Treffen im Kanzleramt teilnehmen wird, warnte vor sozialen Unruhen in Deutschland. „Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn die Leute hohe Strom- und Heizrechnungen bekommen und gleichzeitig wieder Rekordgewinne in der Wirtschaft zu verzeichnen sind.“ Er könne niemandem erklären, “warum wir keinen höheren Spitzensteuersatz für Millionen Lohnabhängige oder eine Nachlasssteuer für die Superreichen einführen”. Die Union kritisierte derweil die konzertierte Aktion scharf. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner, warf Scholz vor, nur “Zeit gewinnen” zu wollen. Aber es sei genug “Zeit zum Reden” gewesen, “es gibt jetzt Inflation und Handlungsdruck”, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Diskussionsrunden ersetzten keine politischen Entscheidungen und “insbesondere keine eigenständigen Tarifverhandlungen”, betonte Klöckner. Der Staat müsse “der Inflation mit Sofortmaßnahmen begegnen, die keine Diskussionsrunde, sondern einen schnellen Umsetzungswillen erfordern”. Der CDU-Politiker forderte unter anderem, Energiesteuern und -abgaben dauerhaft mindestens auf das europäische Minimum zu senken.