Einige EU-Staaten lehnen das Datum des Ausstiegs aus dem Verbrennungsmotor nun offen ab. Italien zum Beispiel schlug eine fünfjährige Verschiebung für 2040 vor – und sagte, es habe Unterstützung von Bulgarien, Portugal, Rumänien und der Slowakei erhalten. In Deutschland, dem Land der Autoindustrie, herrscht Uneinigkeit über die eigene Position. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat angekündigt, für die geplante Abschaltung des Verbrennungsmotors im Jahr 2035 zu stimmen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat dies jedoch öffentlich dementiert.

technologische Öffnung

In Österreich hat sich die Industriellenvereinigung (IV), die Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer, kürzlich gegen das Verbot von Verbrennungsmotoren in Pkw ab 2035 ausgesprochen. Ein Verbot werde die „wirtschaftliche Bedeutung dieser Technologie für heimische Zulieferer“ nicht anerkennen. Die drei Beteiligten forderten in einer Show mehr „Technologieoffenheit“ und sagten, „der wirtschaftliche Nutzen und die Klimapolitik einer solchen Entwicklung könnten in Frage gestellt werden.“ „Ein Verbot wird nicht ausreichen“, sagte Christoph Neumayer, Generalsekretär des Bundesverbandes der Industrie. Johannes Schmuckenschlager, Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, betont in diesem Zusammenhang die Rolle der Landwirte als Kraftstofflieferanten: „Ein klimafreundlicher Motorbetrieb mit biogenen oder synthetischen Kraftstoffen ist eine gute Wahl“, erklärte er. Laut Statistischer Bilanz der Statistik Austria wird fast ein Drittel der Getreideernte in Österreich energetisch oder stofflich genutzt, landet also als Kraftstoffgemisch in Pkw- und Lkw-Tanks, was Umweltschützer kritisieren. Die Linie der Regierung zum Ausstieg aus Verbrennungsmotoren und möglichen Alternativen ist in der Alpenrepublik unklar. Während die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler das Verbot 2035 befürwortet, unterstützt die ÖVP die Technologieoffenheit und verweist auf alternative Kraftstoffe und Wasserstoff. Befürworter von Verbrennungsmotoren argumentieren seit langem, dass Benzin- und Dieselmotoren künftig umweltschonend mit synthetischen Kraftstoffen, den sogenannten E-Fuels, fahren könnten. Elektronische Kraftstoffe sind Kraftstoffe wie Benzin, Diesel oder Kerosin, die nicht aus fossilen Brennstoffen hergestellt werden, sondern aus Strom gewonnen werden können. Elektronische Kraftstoffe sind elektrische Kraftstoffe, aber ihre Produktion ist hochintensiver Strom: Es werden 16 bis 27 Kilowattstunden Strom benötigt, um einen Liter elektronischen Kraftstoff zu produzieren.

Sicherheit gestalten

Angesichts der unterschiedlichen Positionen war mit Blick auf das Umweltministertreffen keine schnelle Einigung zu erwarten. Das sei aber dringend nötig, da die Industrie lange Lieferzeiten habe und „Konstruktionssicherheit“ benötige, wie Umweltminister Gewessler kürzlich betonte. Die Autobauer selbst sehen keinen Ausstieg bis 2035. Audi-Chef Markus Duesmann sagte der Wirtschaftswoche: „Unser Plan zum Ausstieg aus der Verbrennertechnik steht.“ Ab 2026 bringt Audi nur noch reine Elektromodelle auf den Markt. Audi-Chef hat von der Politik ordnungspolitische Maßnahmen gefordert. Die Ladeinfrastruktur müsse „viel schneller“ ausgebaut und ausreichend Batterieleistung bereitgestellt werden. Und in Österreich ist der Kurs der Autoindustrie längst bestimmt. Im BMW Werk Steyr sollen beispielsweise bis 2025 jährlich 600.000 Elektromotoren vom Band laufen. Die BMW Group investiert bis 2030 1 Milliarde Euro in die Raumfahrt, wo auch ein neuer Elektromotor entwickelt wird. Bis 2030 werden etwa die Hälfte der 4.400 Beschäftigten im Elektronikbereich arbeiten, von den rund 700 Entwicklern sogar 90 Prozent. (apa / mojo)