Ziel der türkis-grünen Regierung ist es, die Speicher bis zum Beginn der Heizsaison zu 80 % zu füllen. Um das Ziel zu erreichen, müssen noch mehr als 33.000 GWh gespeichert werden. Weil die Lagerbestände in der vergangenen Woche “erheblich reduziert” wurden, wird die Regierung am Dienstag über die Situation beraten.
Gewessler: Lage ist „ernst“
Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) bezeichnete die Lage am Samstag in der Bild als „ernst“ und „angespannt“. Es sei noch auf Lager, „aber die Stückzahlen sind rückläufig“, sagt Gewessler. Der Fortschritt variiert von Tag zu Tag.
Gasspeicherung: „ernste“ und „angespannte“ Lage
Die Deutsche Netzagentur befürchtet einen kompletten Ausfall der russischen Gasversorgung und appelliert an die deutsche Bevölkerung, Energie zu sparen. Und auch in Österreich darf weniger Erdgas gespeichert werden als geplant. Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) spricht von einer ernsten Lage. Die FPÖ beruft den Nationalen Sicherheitsrat ein. „Wir müssen unsere Entscheidungen auf solide Daten stützen. Das haben wir in einer Woche, also am Dienstag, und wir in der Bundesregierung werden auf Grundlage dieser Analyse entscheiden, welche weiteren Schritte erforderlich sein könnten“, so Gewessler weiter.
Die FPÖ beruft einen Nationalen Sicherheitsrat ein
FPÖ beruft Nationalen Sicherheitsrat wegen niedriger als erwarteter Gasspeicherpreise ein. Parteichef Herbert Kickle kündigte an, am Montag einen ähnlichen Antrag zu stellen. Gewesslers “befriedigende Aussagen” zur aktuellen Versorgungssicherheitslage ließen für die FPÖ mehr Fragen offen als beantwortet, begründete Kickl die angekündigte Einberufung des Nationalen Sicherheitsrates. „Das ‚Schlagen‘ der Regierung und die Geheimhaltung bringen uns nirgendwo hin“, sagte er. NEOS Energy-Sprecherin Karin Doppelbauer kritisierte Gewessler für das Abwarten und sagte, ihr würden Antworten auf dringende Fragen fehlen: „Wem gehört das bereits gespeicherte Gas? Wo genau soll das Gas im nächsten Winter herkommen? Welche Regeln gelten für Industrie- und Gewerbebetriebe beim Energiemanagement?’ Die Regierung, allen voran der zuständige Minister Gewessler, müsse “endlich aus dem Winterschlaf erwachen”.
Die größte Menge fließt in den Speicher der OMV
Die OMV füllt derzeit den Großteil des Gases in ihre Speicher in Niederösterreich, Tallesbrunn und Schönkirchen. Knapp 63 der knapp 100 GWh am Freitag flossen in diese beiden Gasspeicher. Erdgas wurde laut AGSI hingegen aus dem Astora-Lager in Haidach entnommen. Der Speicher der Gazprom-Tochter GSA, ebenfalls in Haidach bei Salzburg, steht noch leer. Der Gasspeicher Haidach in Salzburg ist derzeit nur an das deutsche, nicht aber an das österreichische Gasnetz angeschlossen und spielt eine zentrale Rolle in der bayerischen Industrie. Speicherunternehmen in Haidach sind die RAG AG und die Gazprom-Töchter GSA und Astora. APA/Manfred Fesl Der Gasspeicher in Haidach (Salzburg) ist derzeit nicht an das österreichische Gasnetz angeschlossen Der Teil des Speichers, der der Gazprom-Tochter Germania Astora gehört, wird abgedeckt, da Gazprom Germania unter deutscher staatlicher Verwaltung steht. Um das der GSA ergänzen zu können, hat Österreich das Gaswirtschaftsgesetz geändert. Auch Tirol und Vorarlberg werden über Haidach und Deutschland mit Erdgas versorgt, da diese beiden Bundesländer nicht an das östliche Marktgebiet, also das Gasnetz in Ostösterreich, angeschlossen sind.
Deutschland: Warnung vor Lieferunterbrechung
In Deutschland wird derweil vor einem kompletten Ausfall der russischen Gaslieferungen gewarnt. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, appellierte an die deutsche Bevölkerung, Energie zu sparen. Die Frage sei, ob die bevorstehende routinemäßige Wartung der Erdgaspipeline Nord Stream 1 „zu einer längerfristigen politischen Wartung wird“, sagte Müller. Wenn der Erdgasfluss aus Russland “motiviert ist, für längere Zeit zu sinken, müssen wir ernsthafter über Einsparungen sprechen”. Die zwölf Wochen vor Beginn der Heizperiode sollten zur Vorbereitung genutzt werden, sagt Müller.
Deutsche Unternehmen sollten Notstromaggregate kaufen
Die Bundesregierung empfiehlt Unternehmen, sich wegen der Erdgaskrise mit Notstromaggregaten einzudecken. Wie die Bild-Zeitung unter Berufung auf eine Antwort von Finanzminister Patrick Greichen (Grüne) an den CSU-Bundestagsabgeordneten Stefan Pilsinger berichtete, sollen die Aggregate mögliche Stromausfälle kompensieren. öffentliche Diskussion
Erdgasalternativen: Wo soll der Staat ansetzen?
„Für Betreiber kritischer Infrastrukturen ist die Ausstattung mit Notstromaggregaten sehr zu empfehlen“, schrieb Graichen entsprechend. Der Grund ist, dass es im Krisenfall keine „Stop-Sequenz“ gibt. „Bei Gas- oder Stromknappheit“ übernimmt der Bundesnetzdienst den Betrieb des Bundeslastverteilers. „Sie sind dann in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern für die Verteilung von Erdgas oder Strom zuständig“, hieß es. Die Stadt Hamburg schließt eine Begrenzung der Warmwasserbereitung für Privathaushalte im Falle eines Gasausfalls nicht aus. „Bei akutem Gasmangel könnte warmes Wasser im Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten bereitgestellt werden“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) der „Welt am Sonntag“. Denkbar wäre auch eine generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz.
Die Schweiz warnt vor Staus im Winter
Die Schweizer Regierung warnt auch vor Gasengpässen im Winter aufgrund sinkender russischer Lieferungen. Obwohl so viele Vorkehrungen wie möglich getroffen wurden, sei die Schweiz keine Insel, sagte Energieministerin Simonetta Sommaruga der Sonntagszeitung. „Deshalb kann niemand garantieren, dass immer genug Benzin für alle da ist“, fügte er hinzu. Rund 300’000 Haushalte in der Schweiz werden mit Erdgas beheizt. Etwas gelassener sieht Sommaruga die Stromsituation, weil die stark auf Wasserkraft angewiesene Schweiz selbst über eine gute Stromproduktion verfügt. Aber auch hier sei „nichts auszuschließen, weil der Erdgasmarkt eng mit dem Strommarkt verflochten ist“, so der Energieminister. Bei einer Verknappung von Erdgas und Strom sollte zunächst der Strom für Gewerbe und Industrie rationiert werden. Einschränkungen gäbe es dann „voraussichtlich zunächst für Rolltreppen oder Leuchtreklamen“. Der Bundesrat will «die Budgets am längsten retten».
Norwegens Erdgasindustrie droht mit Streik
Angesichts der Sorgen um Europas Erdgasversorgung könnte ein für nächste Woche geplanter Streik der norwegischen Öl- und Gasarbeiter die Erdgasförderung erheblich reduzieren. Die Gewerkschaft hatte am Dienstag mit Streik gedroht, sollten die Arbeitgeber ihren Lohnforderungen nicht nachkommen.