Ein erster sanfter, überschaubarer Hinweis darauf, was nicht nur Schwimmern passieren könnte. Ohnehin besteht die große Gefahr, dass aufgrund fehlender Lieferungen aus Russland in der kalten Jahreszeit alle Unternehmen, öffentlichen Gebäude und Haushalte in ganz Deutschland nicht mehr ausreichend mit Wärme versorgt werden können. Lesen Sie auch Deshalb kommen schon einige unbequeme Vorschläge ins Hamburger Rathaus. „Wenn wir es nicht schaffen, genügend Erdgas für die großen Industrieunternehmen einzusparen“, sagt der für die Energieversorgung zuständige Senator Jens Kerstan (Grüne), „kommen Lieferbeschränkungen auf uns zu, die dann einzelne Stadtteile betreffen könnten. ” Bei akuter Gasknappheit könne “warmes Wasser nur im Notfall zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden”. Auch die „allgemeine Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz“ käme in Betracht.
LNG-Terminals in diesem Jahr? Es wird nichts daraus
Kerstan gehört wie der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zu jenen Politikern und Experten, die hofften, dass die vier von Bundesfinanzminister Robert Habeck (Grüne) frühzeitig gecharterten schwimmenden LNG-Terminals die größere Gasknappheit in diesem Jahr mildern, vielleicht sogar verhindern könnten es. Tschentscher hatte Anfang Mai sogar spekuliert, dass „ein solches Terminal“ mit einer Kapazität von acht Milliarden Kubikmetern pro Jahr bereits im Dezember im Hamburger Hafen in Betrieb gehen könnte. Aber daraus wird nichts. Höchstens einer der schwimmenden Rettungsanker von Habeck, die für den Standort Wilhelmshaven konzipierte „Hoegh Esperanza“, wird bis zum Frühwinter einsatzbereit sein und – ganz wichtig – auch per Pipeline an das Ferngasnetz angeschlossen. Vielleicht noch nicht Vollgas, eher einen halben Gang voraus. Aber zumindest dies. Lesen Sie auch „Wenn alles nach Plan läuft“, sagt ein Sprecher des finanziell angeschlagenen Gasimporteurs Uniper, der mit dem Betrieb der „Hoegh Esperanza“ beauftragt ist, „kann LNG im Winter 2022/2023 auf unserem FSRU in Wilhelmshaven landen.“ dieses sogenannten schwimmenden Speichers und Uniper beziffert die Regasification Unit (FSRU) mit 7,5 Milliarden Kubikmeter Gas. Das sind etwa 8,5 Prozent des jährlichen deutschen Gasbedarfs von 90 Milliarden Kubikmetern – und ein Preis, den Wilhelmshaven wohl nicht voll ausschöpfen kann. Das Bundesfinanzministerium schätzt derzeit fünf Milliarden Kubikmeter, die die „Hoegh Esperanza“ jährlich bereitstellen könnte. Lesen Sie auch Auch zum genauen Zeitpunkt, zu dem das gerade im spanischen Murgados angedockte LNG-Terminal das erste Gas ins deutsche Netz einspeisen kann, gibt es unterschiedliche Aussagen. Während Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) tapfer den 21. Dezember fordert, rechnet der Branchenverband Zukunft Gas mit Februar. Wichtigste Voraussetzung ist die Fertigstellung einer 26 km langen Pipeline, die „Hoegh Esperanza“ an das Ferngasnetz im niedersächsischen Etzel anschließt. Immerhin wurde gerade die Baugenehmigung erteilt.
Neue Kanäle sind erforderlich
Brunsbüttel ist noch nicht so weit. Das zweite vom Bund gecharterte Schwimmterminal „Giant Hoegh“ soll im schleswig-holsteinischen Elbhafen festmachen. Dies ist eine Flüssiggasverarbeitung, die in einem ähnlichen Maßstab wie “Hoegh Esperanza” geliefert wird. Dies erfordert jedoch den Bau von zwei Pipelines. Eine kurze Strecke von drei Kilometern, über die das Gas zunächst in das bestehende Erdgasnetz eingebracht werden kann. Allerdings ist dessen Kapazität begrenzt, sodass beim erwarteten Winteranlauf nur die Hälfte der Kapazität des Terminals genutzt werden kann. Eine zweite 55 km lange Pipeline ist erforderlich, um die vollständige Nutzung von Erdgas nach Hamburg zu gewährleisten. Laut Gasunie, dem für den Bau der Leitung verantwortlichen Gasnetzbetreiber, kann das Werk Brunsbüttel erst nach seiner Fertigstellung – frühestens zum Jahreswechsel 2023/2024 – voll genutzt werden.
Angst vor Gasknappheit – Nachfrage nach Kaminöfen steigt
Energiepreise kennen derzeit nur eine Richtung: nach oben. Darüber hinaus führen Bedenken der Endverbraucher über Gas- und Ölknappheit dazu, dass Fabriken einen anderen Beruf treffen, die Hersteller von Holzöfen.
Quelle: WELT/ Leonie von Randow
Wenn alles gut geht, besser als derzeit realistisch erwartet, werden zwei staatlich beauftragte LNG-Terminals mit einer jährlichen Gesamtkapazität von acht bis neun Kubikmetern Erdgas quasi im Winter in Betrieb gehen. Doch Timm Kehler, Chef von Zukunft Gas, sieht düsterer aus. Aus seiner Sicht „werden die ersten LNG-Mengen erst Mitte des Winters in Deutschland eintreffen.“ Quelle: Infografik WELT
Hamburg prüft Standorte
Die beiden anderen vom Bund gecharterten schwimmenden LNG-Terminals „Transgas Force“ und „Transgas Power“ der griechischen Reederei Dynagas wurden ohnehin erst für Mai 2023 bestellt – auch weil die Standorte Hamburg, Rostock und Stade dies nicht vorausgesagt haben früher verfügbar sind anschlussfertig. In Hamburg wird derzeit geprüft, ob ein Liegeplatz vor dem stillgelegten, aber noch an das Erdgasnetz angeschlossenen Kohlekraftwerk Moorburg zu vertretbaren Kosten geräumt werden kann, damit Gastanker hier anlegen können es könnte auch bei Ebbe im Notfall wieder angedockt werden.
Ein alternativer Standort am Hafen von Kattwyk auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird ebenfalls in Betracht gezogen. Die Entscheidung soll Ende Juli fallen. Der erste Start in Hamburg wäre allerdings erst Mitte 2023, fast ein Jahr nach der erwarteten, möglicherweise dauerhaften Stilllegung der nach wie vor wichtigsten Erdgaspipeline Nord Stream 1 aus Russland.
Quelle: Infografik WELT
Der Standort Lubmin, für den Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die ersten Gaslandungen für dieses Jahr angekündigt hatte, ist alles andere als sicher. Die Behörden prüfen derzeit, ob der winzige und flache Hafen im Greifswalder Bodden, der dank der Nord Stream-Projekte über eine ideale Pipeline-Infrastruktur verfügt, ein geeigneter LNG-Standort wäre. Oder besser gesagt der größere Hafen von Rostock, der für Öltanker geeignet ist.
Robert Habeck fasst den Stand der Bemühungen in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Ländern zusammen: „Alle stehen dahinter, denn am Ende müssen wir ein Tempo vorgeben, das es in Deutschland noch nie gegeben hat.“
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„Die Begründung wurde nur vorgetäuscht“
Übrigens: In Lubmin ist neben dem Staat auch ein Start-up ins Leben gerufen worden, um den Gasnotstand doch noch zu verhindern. Die Deutsche Regas will hier ein temporäres LNG-Terminal für 4,5 Milliarden Kubikmeter errichten. Möglicher Eintrittstermin laut Firmenchef Stephan Knabe: 1. Dezember 2022.
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