Ein Tabubruch in der Union, die sich in der Vergangenheit immer wieder kategorisch gegen das Tempolimit ausgesprochen hat und immer wieder mit dieser ablehnenden Haltung in den Wahlkampf gegangen ist. Lesen Sie auch Toepffer begründete seine Initiative mit der Krise auf dem Energiemarkt seit Kriegsbeginn in der Ukraine. „In schwierigen Zeiten“, sagte der Christdemokrat, dessen Partei nach der Landtagswahl im Oktober wieder stärkste Kraft im niedersächsischen Landtag sein möchte, „sollte es in der CDU keine mentalen Barrieren mehr geben.“ Seiner Fraktion war klar, dass sich beim Thema Tempolimits etwas bewegt. Ganz allein sind Toepffer und seine Kollegen im niedersächsischen Landtag jedenfalls nicht.

„In Krisenzeiten kann man nichts ausschließen“

In der NRW-CDU etwa, die gerade mit den geschwindigkeitsliebenden Grünen eine Koalition gebildet hat, signalisiert der Verkehrspolizist der CDU-Bundestagsfraktion, Klaus Voussem, eine zumindest begrenzte Öffnung gegenüber der Initiative seines Niedersächsischen Parteifreundes . Sachsen. Lesen Sie auch In der aktuellen Situation, so Voussem WELT, seien neben einem „effizienten Straßennetz“ und einem „intelligenten Verkehrsmanagement“ auch „innovative Ideen gefragt, die den Bürgern helfen und die Umwelt schützen“. Übrigens, so Voussem, sei das Thema Geschwindigkeitsbegrenzungen “allgemein eine Bundesangelegenheit”. Auch der Vorsitzende des baden-württembergischen CDU-Arbeitskreises Verkehr, Thomas Dörflinger, verwies auf die Verantwortung der Bundesregierung. Wie Toepffer unterstützt aber auch Dörflinger das Denkverbot über 130 km/h: „In Krisenzeiten kann man nichts ausschließen“, sagte er. Letztlich werde Deutschland das “große Problem der Energienachhaltigkeit” aber nicht “durch wenig wirksame Flickenteppiche und Symbolpolitik” lösen können. Allerdings: Am Ende muss das „Rote Licht“ in Berlin einem generellen Tempolimit auf Autobahnen zustimmen. Dort scheiterte in der Bundesregierung das Tempolimit von 130 km/h auf den Autobahnen in den Verhandlungen der Ampelkoalition im vergangenen Herbst am Veto der FDP, die das Tempolimit anders als die Sozialdemokraten für falsch hält. Auch die von Parteichef Friedrich Mertz geführte CDU/CSU-Fraktion im Bundestag lehnt das generelle Tempolimit von 130 km/h ab. Laut verkehrspolitischem Sprecher Thomas Bareiß ist eine solche Maßnahme kein wirksames Mittel zur Bewältigung der Energiekrise. Lesen Sie auch „Ich bin davon überzeugt, dass die allermeisten Autofahrer angesichts der hohen Spritpreise bereits zurücktreten und sparsam fahren. Wir müssen es ihnen nicht diktieren, wir vertrauen darauf, dass sie es auf eigene Gefahr tun“, sagte Bareiß WELT. Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes würde ein generelles Tempolimit auf Autobahnen etwa 600 Millionen Liter Kraftstoff pro Jahr einsparen. Grob gerechnet wären das 1,5 Prozent des jährlichen Benzin- und Dieselverbrauchs. Auch in einigen anderen Bundesländern stößt das schnelle Vorankommen des Niedersächsischen Bundes auf erhebliche Vorbehalte in der eigenen Partei. Sowohl Ines Claus, die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag, als auch Frank Wagner, der Generalsekretär der Saar-CDU, seien gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf deutschen Autobahnen, „weder vorübergehend noch generell“, sagte Wagner auf Nachfrage .von WELT. „Wir setzen auch auf die Eigenverantwortung der Autofahrer, Kraftstoff und Emissionen einzusparen, statt auf politische Bevormundung durch ein Tempolimit.“ Lesen Sie auch Laut Christian Baldoff, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion Rheinland-Pfalz, haben hohe Spritpreise bereits “eine riesige Kehrseite”. Auch bedingt durch die allgemeine Preisentwicklung “spare man, wo es geht, und bremse selbst”. Die Notwendigkeit eines staatlichen Eingriffs in Form eines generellen Tempolimits sieht er daher nicht.

Mehr Zuspruch vom SPD-Ministerpräsidenten als von seinem eigenen Spitzenkandidaten

Die entschiedenste Unterstützung für seine Initiative erhielt der niedersächsische CDU Toepffer in dieser Woche von dem Politiker selbst, dessen CDU-Landesverband ihn im Herbst in den Ruhestand schicken möchte. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), noch Mitglied der Toepffer-Koalition im Hannoveraner Landtag, begrüßte die Initiative des CDU-Fraktionsvorsitzenden geradezu begeistert. Das kommt überraschend, ist aber sehr zu begrüßen. Er freue sich “über den Neuzugang aus den Reihen des Allianzpartners”. Er sei zwar unabhängig von der fehlenden Energie für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen, dennoch böte ein temporäres Tempolimit „die Chance, auch Skeptiker zu überzeugen“. Lesen Sie auch Toepffers Präsident und CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl im Herbst, der niedersächsische Finanz- und Verkehrsminister Bernd Althusmann, reagiert nicht so euphorisch auf die Initiative seines Fraktionsvorsitzenden. „Von den Auswirkungen eines Tempolimits sollten wir nicht viel erwarten“, so der Minister. Althusmann betonte aber auch, dass „es in der aktuellen Energiekrise keine Tabuthemen geben darf“. Die Debatte ist nicht nur in der Niedersachsenunion offen. Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Damit die eingebetteten Inhalte angezeigt werden können, ist Ihre widerrufene Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Anbieter eingebetteter Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der Vereinigten Staaten, gemäß Artikel 49 (1) (a) der DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.