Deutschland und die Niederlande kämpfen mit enormen Strompreissteigerungen. In der Schweiz hat sich der Krieg in der Ukraine noch nicht wesentlich auf die Strompreise ausgewirkt. Aber 2023 wird wohl teurer.
1/8 In den ersten drei Monaten stiegen die Strompreise in der Schweiz um zehn Prozent, in Deutschland um fast 70 Prozent und in den Niederlanden um bis zu 200 Prozent. 20 Minuten / Karina Römer Das zeigt eine Analyse des deutschen Forschungsinstituts ZEW für mehrere Länder. Stiftung Familienunternehmen Daher ist Strom in der Schweiz immer noch deutlich günstiger als in Deutschland oder den Niederlanden. Stiftung Familienunternehmen Der Krieg in der Ukraine führt zu einer enormen Unsicherheit in der Energieversorgung, was zu hohen Preissteigerungen führt. Länder in Europa sind besonders betroffen, weil sie stärker als der Rest der Welt auf Energieimporte aus Russland und den Einflussbereich Russlands angewiesen sind. Aber die Schweiz ist viel weniger betroffen als Länder wie Deutschland oder die Niederlande. In den ersten drei Monaten des Jahres, also zu Beginn des Krieges, stiegen die Strompreise von Jahr zu Jahr um fast 70 bis 200 Prozent. In der Schweiz waren es etwa zehn Prozent.
Schweiz, Frankreich und Ungarn ohne Preisexplosion
Damit gehört die Schweiz zusammen mit Frankreich und Ungarn zu den Ländern mit den geringsten Preissteigerungen, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Analyse des deutschen Forschungsinstituts ZEW für die Stiftung Familienunternehmen hervorgeht. Die Autoren führen dies hauptsächlich auf Wechselkurseffekte zurück. Die Schweiz hat bereits relativ tiefe Strompreise (siehe Kasten). Größere Länder hätten ein Problem mit ihrem Energiehunger. Bei einer Eskalation der Energiekrise hätten sie Versorgungsprobleme. Daher sehen die Autoren der Studie das größte Importrisiko für Deutschland und Italien, mit einer Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings verringern die beiden Länder ihre Energieabhängigkeit von Russland. Bei Sanktionen oder Lieferverzögerungen sehen sie kein Energierisiko für die Schweiz. Neben Russland liefert die Schweiz auch Öl und Gas aus Ländern ohne Konkursrisiko. Zudem hat die Schweiz einen der geringsten Gas- und Ölanteile in der Stromerzeugung. Der Hauptanteil entfällt auf Wasserkraft und Kernenergie.
Die Preiserhöhung kommt mit Verzögerung
Auch Credit Suisse-Immobilienökonom Fabian Waltert bestätigt in 20 Minuten: «Bisher hat der Krieg in der Ukraine im Gegensatz zu den Öl- und Gaspreisen keine wesentlichen Auswirkungen auf den Strompreis für Privathaushalte in der Schweiz.» Der Anstieg sei laut dem Experten noch nicht gekommen. „Die Großhandelspreise sind bereits gestiegen und wir sind nicht völlig unabhängig vom Weltmarkt. „Deshalb werden sich Haushalte mit regulatorischen Verzögerungen auf höhere Strompreise einstellen müssen“, sagt Waltert.
2023 wird Strom voraussichtlich um 20 Prozent teurer
Auch Vergleichsökonomie-Experte Michael Kuhn rechnet mit steigenden Strompreisen. Je nach Standort sind 2023 Preissteigerungen von 20 Prozent und mehr möglich. «Bei einem durchschnittlichen Energieverbrauch von 5000 Kilowattstunden müsste ein Haushalt plötzlich 1200 statt 1000 Franken bezahlen», sagt Kuhn. Ob die Preiserhöhung mehr oder weniger als 20 Prozent ausfällt, hängt laut Kuhn davon ab, wie viel Strom der jeweilige Energieversorger selbst produziert oder ob er langfristige Verträge hat. „Wenn man Strom für viel Geld auf Spotmärkten kaufen muss, wird es teurer“, sagt Kuhn. Sollte die Energiekrise mit Russland wirklich eskalieren, könnten die Preise deutlich steigen. Allerdings werde der Zuwachs beim Heizen mit Öl und Gas deutlich höher ausfallen als beim Strom, so der Mieterverband. Im schlimmsten Fall können die Kosten bis zu doppelt so hoch sein. Nach Angaben der Gewerkschaft könnte es dann zu einer erheblichen Nachzahlung kommen.