Sonne, Wasser, Spass: Tausende Schweizerinnen und Schweizer geniessen ihre Freizeit in Badi. Aber einige Bösewichte stehen gerade unter großem Druck. Der Grund dafür ist der Gasmangel.
Tel Marcel Urech Fabian Pöschl 1/8 Im Sommer sind die Bäder ein beliebter Treffpunkt. Poolmanager sind jedoch besorgt über hohe Energiepreise. imago stock&people Denn manche Bäder nutzen noch Erdgas, zum Beispiel zum Heizen. Reuters Als Folge des Krieges in der Ukraine nehmen die Spekulationen auf dem Erdgasmarkt zu und die Preise schießen in die Höhe. Reuters Es ist heiß, die Becken sind voll. Doch der Betrieb von Heizung, Badewasser und Saunaanlagen wird für Spas aufgrund der hohen Energiepreise – insbesondere Erdgas – immer teurer. Deshalb hat der Deutsche Schwimmverband einen Ratgeber für Schwimmbäder herausgegeben, wie die „Frankfurter Allgemeine“ schreibt: Senkt ein Hallenbad seine Wassertemperatur um zwei Grad, spart es bis zu 25 Prozent Energie ein. Wird das auch in der Schweiz passieren? 20 Minuten gebeten.
„Wir sind auf Erdgas angewiesen“
Das Beispiel Säntispark zeigt, dass viele Schwimmbäder auf Erdgas angewiesen sind. Im Freizeitbad kommen verschiedene Energie- und Heizsysteme zum Einsatz, darunter auch Wärmepumpen, sagt ein Vertreter der Muttergesellschaft Migros. „Aufgrund des hohen Energiebedarfs sind wir nach wie vor auf Erdgas angewiesen.“ Da das Gas nicht vor Ort gelagert werden kann, kommen sogenannte Zweistoffbrenner zum Einsatz, die im Notfall auch die Ölversorgung nutzen können. Derzeit seien keine Preiserhöhungen geplant, sagte die Sprecherin.
2023 wird das Bad teurer
Das Freibad Hörnli am Bodensee in Kreuzlingen nutzt eine Erdgasheizung und ein Solardach zum Heizen. «Bei schlechtem Wetter haben wir ein Energieproblem», sagt Ruedi Wolfender, Abteilungsleiter der Kreuzlinger Gesellschaft, in 20 Minuten. Obwohl die bestehenden Preise von den Erdgaslieferanten noch zugesichert werden, ist nicht klar, ob diese in der aktuellen Situation und zu den gleichen Preisen aufrechterhalten werden können. Für die Kunden soll es aber nicht teurer werden. «Wir haben mit anderen Bädern im Thurgau vereinbart, dass wir die Preise erst nächstes Jahr anheben», sagt Wolfender. Zudem wird nächstes Jahr in Kreuzlingen ein neues Hallenbad eröffnet, das mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Schließt bald
Martin Enz, Geschäftsführer des Verbands der Hallen- und Freibäder, kennt das Problem: Viele Schwimmbäder in der Schweiz versuchen seit Jahren, den Energieverbrauch zu senken – aber nicht allen ist es gelungen. Deshalb wäre die vom Bundesrat angedrohte Begrenzung von Strom und Erdgas für die Branche fatal. Laut Bundesrat bezieht die Schweiz ihr Erdgas hauptsächlich aus Europa, wie Simonetta Sommaruga sagt. Die Schweiz verfügt über keine eigenen Gasspeicher. Es ist nicht sicher, ob die im Ausland gelagerten Vorräte den Winter ausreichend abdecken können. Der Energieminister warnt davor, dass es auch zu Stromengpässen kommen kann. Manche Bäder werden dann wohl nicht mehr genug Energie bekommen, um ihre Wassertemperatur zu regulieren, sagt Enz vom Verband. Dies könnte dazu führen, dass die Bäder längere Zeit nicht geöffnet sind. Ältere Hallenbäder mit noch nicht optimierter Energieerzeugung müssen ggf. stillgelegt werden. Als positives Beispiel nennt Enz das von ihm geführte Bellavita Erlebnisbad und Spa in Podresina: Das Bad habe Heizung, Beckenwassersteuerung und Sauna effizienter gemacht, die Wärmepumpen optimiert, den Ölbrenner ausgetauscht, LED-Leuchten installiert – und dadurch den Energiebedarf in den letzten zehn Jahren um rund 45 Prozent reduziert. 2019 bot der Verein Pools an, gemeinsam mit der Bundesregierung den Energieverbrauch zu analysieren (siehe Kasten).