Ab heute entfällt die EEG-Umlage auf die Stromrechnung. Doch was bedeutet das für Stromkunden? Experten haben ausgerechnet, welche Entlastung Verbraucher nun erwarten können. Von Angela Göpfert, tagesschau.de

Mit einer Neuerung zum Monatsanfang dürfen Stromkunden auf eine Entlastung in Zeiten hoher Energiekosten hoffen. Die EEG-Umlage wird ab heute auf null Euro gesenkt. Die Umlage durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz wurde im Jahr 2000 eingeführt. Ziel war es, die Förderung von Wind- und Solaranlagen über die Stromrechnung von Haushalten und Gewerbe zu finanzieren. Zuletzt lag die Ökostromrechnung bei 3.723 Cent pro Kilowattstunde.

Lieferanten müssen Kunden Rabatte vermitteln

Ursprünglich sollte es bis Anfang 2023 komplett gestrichen werden. Doch die Bundesregierung hat diesen Schritt angesichts der rasant steigenden Energiekosten um sechs Monate vorgezogen.

Stromanbieter sind gesetzlich verpflichtet, die Reduzierung an die Kunden weiterzugeben. Außerdem kann der Energiepreis nicht einfach am selben Tag erhöht werden, um den Verlust auszugleichen. Eine etwas spätere Erhöhung des Strompreises ist jedoch gesetzlich nicht verboten.

Die Verbraucher werden um 5,1 Milliarden Euro entlastet

Insgesamt werden die Verbraucher in der Bundesrepublik laut dem Vergleichsportal Check24 durch die Abschaffung der EEG-Umlage um 5,1 Milliarden Euro entlastet. Dies dürfte den meisten Haushalten jedoch nicht sofort auffallen. Denn Energieversorger müssen den monatlichen Abschlag durch die Absenkung der EEG-Umlage nicht direkt ändern.

Normalerweise werden monatliche Buchungen nur einmal im Jahr aktualisiert. Daher sollten die Einsparungen aus der Abschaffung der Ökostromabgabe grundsätzlich erst bei der nächsten Jahreserklärung verrechnet werden.

Hinzu kommt der Umsatzsteuereffekt

Abhängig von ihrem persönlichen Energieverbrauch können Verbraucher mit erheblichen Energieeinsparungen rechnen. Diese Einsparungen beruhen auf zwei Ergebnissen: Die Abschaffung der EEG-Umlage senkt zunächst den Nettopreis.

Auf diesen reduzierten Nettopreis werden im zweiten Schritt -wie bisher- 19% MwSt. hinzugerechnet. Mit der Senkung des Nettostrompreises reduzieren sich die Kosten aus der Mehrwertsteuer proportional, da nun die Berechnungsgrundlage kleiner ist.

Doch was bedeutet die Abschaffung der EEG-Belastung konkret? Wie viel können Verbraucher wirklich sparen? Ein durchschnittlicher unverheirateter Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1500 Kilowattstunden zahlt laut Check24 rund 66 Euro weniger. Eine Familie mit einem Stromverbrauch von 5000 kWh reduziert die Stromrechnung um 222 Euro. Das entspricht einer Ersparnis von 18,50 Euro pro Monat. Stromkosten nach Ende der EEG-Umlage Verbrauchsentlastung 1500 kWh 66 Euro 2500 kWh 111 Euro 3500 kWh 155 Euro 4250 kWh 188 Euro 5000 kWh 222 Euro

Werden Verbraucher entlastet?

Der Wegfall der EEG-Belastung dämpft den starken Anstieg der Strompreise jedoch nur teilweise. Laut dem Vergleichsportal Check24 sind die Strompreise für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 5000 kWh seit Oktober 2021 um durchschnittlich 471 Euro gestiegen Prozent”, sagt Steffen Suttner, Energiemanager bei Check24.

Wenig Hoffnung macht derweil auch ein Blick in die Vergangenheit: Die erste Reduzierung der EEG-Belastung zum Jahreswechsel 2021/2022 kam aufgrund der massiv gestiegenen Marktpreise für Versorger nicht bei den Verbrauchern an.

Der Strompreis hat sich verdreifacht

Seitdem sind die Großhandelspreise für Strom wieder stark gestiegen – auf ein nie dagewesenes Niveau. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Lage am Strommarkt noch einmal deutlich verschlechtert. Der bisherige Rekordmonatswert stammt aus dem März: Damals kostete eine Megawattstunde an der Leipziger Strombörse durchschnittlich 252 Euro.

Im Juni lag der Durchschnittspreis für eine Megawattstunde am Spotmarkt bei 217 Euro. Zum Vergleich: Im Juni 2021 kostete eine Megawattstunde gerade einmal 72 Euro. Dies entspricht einer Prämie von über 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

“Tropfen in den Eimer”

Angesichts der aktuellen Entwicklungen auf den Energiemärkten sei die Senkung des EEG mehr als “ein Tropfen auf den heißen Stein”, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Stromkunden müssen sich darauf einstellen, dass die Kosten bald weiter steigen werden. „Spätestens zum Jahresende rechnen wir mit allgemein steigenden Strompreisen für Millionen Haushalte“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte beim Verivox-Benchmark.

Mehrere EU-Länder haben die Mehrwertsteuer gesenkt

Gleichzeitig könnte der Staat sicherlich mehr tun, um Haushalte bei der Stromrechnung wirklich zu entlasten. Eine Senkung der Mehrwertsteuer würde insbesondere den Verbrauchern zugutekommen.

Andere EU-Staaten sind hier Vorreiter. So hat die spanische Regierung im vergangenen Jahr die Mehrwertsteuer auf Strom von 21 auf 10 Prozent gesenkt. Belgien senkte die Mehrwertsteuer auf Strom und Gas von 21 auf 6 Prozent, die Niederlande von 21 auf 9 Prozent. …