Sie sind als Zutaten in Science-Fiction-Thrillern bekannt: Kontaktlinsen, die der Filmheld in seinen Augen trägt und die ihm während seiner spannenden Mission wichtige Informationen liefern. Was einst so fantastisch schien, wie bemannte Raumflüge zu fernen Planeten, Laserkanonen und Roboter in Menschengestalt, ist jetzt möglich: Drew Perkins, Gründer des kalifornischen Start-ups Mojo Vision, präsentierte erstmals den Prototyp der Mojo-Linse auf der Ende Juni – in seinem eigenen Auge.
Batterie im Auge
Das Mojo-Objektiv enthält ein monochromes Miniatur-LED-Display, das sich in der Mitte des Objektivs befindet und nur einen halben Millimeter im Durchmesser misst. Ähnlich wie bei AR-Brillen wie Google Lens oder Microsofts HoloLens berechnet die Linse keine eigenen Inhalte, sondern dient lediglich dazu, drahtlos an sie übermittelte Daten anzuzeigen. Die dafür benötigte Antenne befindet sich am Rand der Mojo-Linse. Diese Datenübertragung und Stromversorgung sind die größten technischen Herausforderungen, die das Perkins-Team lösen muss. Im Live-Test konnte Perkins auf einem ihm angezeigten digitalen Kompass die Hauptrichtung ablesen und auch Texte wie von einem Telemarketer vorlesen. Die Mojo-Linse richtet sich nach Angaben des Unternehmens derzeit vor allem an Sportler, die sich Daten zu ihrem Training anzeigen lassen können. Im Prinzip könnte eine Datenkontaktlinse aber alle Informationen anzeigen, für die man heute noch ein Smartphone nutzt. Mit der Mojo-Linse werden digitale Daten in das Sichtfeld des Benutzers eingespeist. Was: Moko Vision Es ist nicht schwer, sich endlose Verwendungsmöglichkeiten für ein Gerät wie die Mojo-Taschenlampe vorzustellen. Augmented-Reality-Brillen werden bereits im gewerblichen Umfeld eingesetzt, um zum Beispiel Kommissionierer bei ihrer Arbeit im Lager zu unterstützen oder Wartungstechnikern Informationen anzuzeigen. Einer weiteren Verbreitung im Alltag standen bisher zwei Faktoren im Wege: der hohe Preis und die aufdringliche Wirkung von AR-Brillen auf andere. Nur wenige Menschen würden freiwillig mit einer Microsoft HoloLens auf dem Kopf durch die Straßen gehen. Letzteres Problem könnte eine AR-Brille in Form von Kontaktlinsen lösen – und der Idee zum Durchbruch verhelfen.
Viel zu tun
Bis dahin ist aber noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten. Jeder, der schon einmal Kontaktlinsen beim Optiker angepasst hat, weiß, wie empfindlich das menschliche Auge auf Fremdkörper reagiert. Der jetzt durchgeführte Mojo-Linsentest ist mehr als nur ein Proof of Concept. Doch Experten gingen bisher davon aus, dass es mehrere Jahrzehnte dauern könnte, bis eine solche Schnittstelle zwischen Mensch und Internet zur Verfügung steht. Diese Zeitspanne wurde nun deutlich verkürzt.