Müller forderte alle Haus- und Wohnungsbesitzer auf, ihre Gas-Brennwertgeräte und Heizkörper schnell zu überprüfen und effektiv einzustellen. „Wartung kann den Erdgasverbrauch um 10 bis 15 Prozent senken“, sagte er. “Das muss jetzt geschehen und nicht erst im Herbst.” Um Engpässe bei der Handwerkerbestellung zu überwinden, forderte er alle Handwerker auf, sich auf die Heizungs- und Warmwasserversorgung zu konzentrieren. Außerdem sollen Familien bereits darüber diskutieren, „ob man im Winter in jedem Raum die gewohnte Temperatur einstellt – oder ob es in manchen Räumen auch etwas kälter sein darf“. Finanzminister Robert Habeck machte am Donnerstag deutlich, dass er einen kompletten Mangel an russischen Gaslieferungen von Nord Stream befürchte. Ab dem 11. Juli drohe eine “Totalblockade von Nord Stream 1”, sagte der Grünen-Politiker. Deshalb kann es im Winter wirklich problematisch werden. Die Gasversorgung im Sommer ist gewährleistet. Die jährlichen Wartungsarbeiten von Nord Stream, die normalerweise zehn Tage dauern, beginnen am 11. Juli. Dann fließt kein Gas mehr durch Nord Stream 1. Die große Sorge ist, dass Russland den Gashahn nach der Wartung nicht wieder aufdreht. Bei einer Unterbrechung der Gasversorgung sollen laut Müller Privathaushalte sowie Krankenhäuser oder Pflegeheime besonders geschützt werden. „Ich kann versprechen, dass wir alles tun, um zu verhindern, dass Häusern das Gas ausgeht“, sagte er. „Wir haben aus der Corona-Krise gelernt, dass wir keine Versprechungen machen sollten, wenn wir nicht sicher sind, ob wir sie halten können.“ Die Netzagentur sieht jedoch „kein Szenario, in dem kein Erdgas mehr nach Deutschland kommt“. Müssen Industriebetriebe von der Erdgasversorgung getrennt werden, „orientieren wir uns am betrieblichen Schaden, am volkswirtschaftlichen Schaden, an den gesellschaftlichen Folgen und auch an den technischen Anforderungen des Betriebs des Erdgasnetzes“, sagte Müller. Die norwegische Regierung geht derweil davon aus, bis spätestens 2024 noch mehr Erdgas liefern zu können. „Unternehmen suchen jetzt nach Projekten, die die Erdgasversorgung ab 2024 und 2025 erhöhen können“, sagte Terje Aasland, Norwegens Öl- und Energieminister, der Wirtschaftswoche. „Die Krise im Energiesektor wird langfristige Auswirkungen haben. Wir müssen uns darauf konzentrieren, in neue Gasproduktionskapazitäten zu investieren.“ Nie zuvor haben norwegische Unternehmen so viel Erdgas aus dem norwegischen Festlandsockel gefördert wie jetzt. „Wir unterstützen unsere europäischen Freunde dabei, möglichst schnell unabhängig von russischem Öl und Gas agieren zu können.“