“Sie verstehen nicht, wie gefährlich die Situation ist” Der Präsident von Swissgas und Gasverbund Mittelland, André Dosé, kritisiert den Bundesrat. Der ehemalige Schweizer CEO sagt in einem Interview, dass seine Notfallpläne für Erdgas und Strom wegen des Krieges in der Ukraine nicht aufgehen. Gepostet: 19:39 Uhr | Aktualisierung: 19:50 Uhr Er ist der ultimative Krisenmanager. André Dosé (65) war der erste Schweizer CEO nach dem Sturz der Swissair. Er übernahm den Vorsitz des Grasshoppers Club, als der Platz überhaupt nicht mehr in Betrieb war. Und jetzt steht er als Verwaltungsratspräsident von Swissgas und dem Gasverbund Mittelland an vorderster Front der Energiekrise. „In der Tat: Wir erleben derzeit eine große Krise auf dem Energiemarkt. In solchen Situationen kann ich zweifellos von meiner Erfahrung profitieren», sagt Dosé im Interview mit der Online-Ausgabe der «NZZ». Der Krisenmanager hat kritisiert, dass die Gas- und Stromnotfallplanung der Landesregierung nicht funktioniert. Die eine ist sehr langsam, sie erschafft „total übergroße Organismen und sie ist sehr langsam. «Der gute Schweizer Ansatz, bei dem alle Entscheide auf einer möglichst breiten Basis stehen müssen, wird dann nicht funktionieren.» Laut Dosé hätte sich die Schweiz schon vor drei Monaten Erdgas für «ein bis zwei Milliarden Franken» sichern sollen. „Aber das ist nicht passiert. Jetzt kostet die Provision das Dreifache. Das war falsch.” Er sieht die Bedingungen darin, „dass im Winter die Energie knapp wird“. Auch in der Schweiz.

selbstverschuldete Krise

„Wir sind ganzjährig auf Erdgasimporte und im Winter auf Stromimporte angewiesen. Diese Krise in der Schweiz ist weitgehend selbstverschuldet», sagt Dosé. “Die Energiestrategie 2050 ist auf Sand gebaut.” Bei der Erdgasversorgung hinkt die Schweiz heute anderen europäischen Ländern hinterher. Und es gebe kein Stromabkommen mit der EU, so Dosé gegenüber der «NZZ». “Ich habe nicht den Eindruck, dass die Menschen in diesem Land wissen, wie gefährlich die Situation ist.” Wenn die Bevölkerung jetzt aufgefordert werde, zu duschen statt zu baden, dann werde die Tragweite “unserer Probleme grundlegend missverstanden”.

Staatsgarantien und Investitionen in sonnigen Staaten

Aus seiner Sicht könnten in diesem Winter Strom- und Erdgasknappheit zusammenkommen. Wir müssen begrüßen, dass der Bundesrat dabei ist, ein Solidaritätsabkommen mit Deutschland auszuhandeln. In Norwegen könne man noch Erdgas und in einigen anderen Ländern LPG kaufen, „allerdings zu exorbitanten Preisen“. Dosé fordert staatliche Garantien, um die Gaslieferungen für den Winter zu finanzieren. “In der Schweiz gibt es keine vergleichbaren Modelle wie in Deutschland.” Um künftig autarker zu werden, schlägt Dosé vor, in sonnenreiche Länder zu investieren. Dort kann Sonnenenergie in synthetisches Gas umgewandelt werden. “Es ist relativ einfach, es per Schiff und Bahn oder durch die Pipeline in die Schweiz zu bringen.” Das könnte Sie auch interessieren