Es ist einer der ersten großen Erfolge für Finanzminister Lindner: Das Kabinett hat seinem Entwurf für den Bundeshaushalt 2023 zugestimmt – Schuldenbremse inklusive. Laut Lindner ein wesentlicher Beitrag zur Inflationsbekämpfung.
Das Bundeskabinett hat dem Plan der Regierung für den Bundeshaushalt 2023 zugestimmt, der Haushaltsentwurf sei nach drei Jahren Ausnahmezustand überschuldet, sagte Finanzminister Christian Lindner. „Wie wurde dieses Ergebnis erreicht? Durch Konsolidierung“, sagte der FDP-Politiker. Lindner sprach von einem wesentlichen Beitrag zur Inflationsbekämpfung. Um die Schuldenbremse einzuhalten, muss der Bund laut Entwurf die milliardenschwere Rücklage stärker als vorgesehen in Anspruch nehmen. Die Schuldenbremse erlaubt nur eine geringe Kreditaufnahme.
Das Kabinett billigt den Haushalt für 2023 mit einer Schuldenbremse
Kirsten Girschick, ARD Berlin, Tagesschau um 14 Uhr, 1. Juli 2022
Neuverschuldung von 17,2 Milliarden Euro
Der Ministerialentwurf sieht eine neue Nettoverschuldung von 17,2 Milliarden Euro vor. In diesem Jahr sind dafür knapp 140 Milliarden Euro eingeplant. Um die Schuldenbremse im nächsten Jahr einzuhalten, muss Lindner laut Entwurf 40,5 Milliarden Euro aus einer Rücklage der Vorgängerregierung aufbringen.
Auch die Schuldenobergrenze wird in der Finanzplanung bis 2026 eingehalten. Die erste Beratung im Bundestag findet Anfang September statt. Die Verabschiedung wird für Ende November erwartet. Insgesamt sollen 445,2 Milliarden Euro ausgegeben werden, rund 50 Milliarden Euro weniger als in diesem Jahr.
“Viele weitere unbekannte Variablen”
Dennis Rohde, der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, sagte: „Wir geben Sicherheit in globalen Krisen, wir investieren weiter auf Rekordniveau in die Zukunftsfähigkeit unseres Landes und sorgen gleichzeitig für stabile Staatsfinanzen.“ Rohde weiter: „Wir wissen aber auch, dass im Herbst noch viele Unbekannte auf uns warten: die Nachwirkungen der russischen Aggression in der Ukraine, eine mögliche weitere Welle der Coronavirus-Pandemie, die hohe Inflation und die Zinswende.“ Punkte in den Haushaltsverhandlungen immer wieder neu bewertet werden müssen.
Lindner bezeichnete den Haushaltsentwurf als wasserdicht. “Wir sind bereit zu reagieren”, sagte er. „Dieses Budget spiegelt auch den Krieg in der Ukraine und die anhaltende Coronavirus-Pandemie wider“, sagte er. Allerdings fügte er hinzu: „Der Haushaltsentwurf enthält keinen Spielraum für ein drittes Hilfspaket“.
In SPD und Grünen gibt es Stimmen, die die Einhaltung der Schuldenbremse etwa wegen der Auswirkungen des Ukraine-Krieges, steigender Energiepreise und notwendiger Investitionen in die Energiewende in Frage stellen.
Das Kabinett billigt den Haushaltsentwurf für 2023
Hans-Joachim Vieweger, ARD Berlin, 1. Juli 2022 um 13:26 Uhr