Das reguläre Rollenspiel „Blackguards 2“, angesiedelt im Universum „The Black Eye“, erschien Anfang 2015 für PC und erhielt zwei Jahre später auch eine Konsolenversion für PlayStation und Xbox. Obwohl es danach um weitere Veröffentlichungen still wurde, dauerte die Werbekampagne bis heute an, auch außerhalb der Fangemeinde. Jetzt können Spieler endlich das Strategie-Rollenspiel auf der Nintendo Switch erleben, das mit herausfordernden Kämpfen, klassischem rundenbasiertem Gameplay, viel spielerischer Freiheit und einer düsteren Story zu überzeugen weiß. „Blackguards 2“ basiert auf seinem Vorgänger „The Dark Eye: Blackguards“ und stellt die junge Cassia vor, die einen Traum lebt: Sie will die Spielwelt von Aventuria beherrschen, koste es, was es wolle, auch wenn es nur für kurze Zeit ist . Aber es muss nicht so einfach sein. Das Problem ist nicht so sehr, dass das Land voller großer Krimineller ist, sondern dass Cassia selbst im Kerker gefangen gehalten wird, während ihr begehrter Thron bereits besetzt ist. Der Plan ist daher verrückt und aufregend zugleich: Eine Söldnerarmee aus Söldnern soll sie befreien und das ganze Land erobern.
Der zweite Teil erfordert beim Spielen viel Wissen
Zu Beginn des Spiels gelingt es unserer Protagonistin, aus dem Kerker zu entkommen, der sie all die Jahre in den Wahnsinn getrieben hat. Getrieben von Rache- und Herrschaftsdrang trifft sie in „Blackguards 2“ auf viele Bekannte ihres Vorgängers und wird mit Ereignissen konfrontiert, die den Neuankömmlingen einiges zu schaffen machen. “Blackguards 2” erfordert viel Wissen aus der Serie und hält sich mit Rezensionen und Erklärungen für Neueinsteiger nicht lange. Kenner sind bei Geschichte im Vorteil, Neulinge müssen richtig lesen. Richtig, Lesen ist hier das Schlüsselwort. Obwohl “Blackguards 2” auch einige kleine Videoproduktionen bietet, werden die meisten Geschichten und Wendungen mit teilweise sehr großen englischen Texten an den Spieler übermittelt. Aber immerhin gibt es deutsche Untertitel. Hinzu kommt eine ziemlich steile Lernkurve, denn der Titel verzeiht wenige Fehler in klassischen und rundenbasierten Kämpfen. Wenn die Söldnerarmee, die aus etwa 20 verschiedenen Kämpfern bestehen kann, nicht gut ausbalanciert ist, werden Sie die ersten regulären Schlachten verlieren.
Auf dem Schlachtfeld ist das Spiel weiterhin großartig
Dasselbe gilt für die Entscheidungen der Bewegung. Figuren können sich auf klassische Weise rund um die feindlichen Truppen durch die sechseckigen Kacheln der Arena bewegen, aber übermütige Spieler verlieren schnell die Vorhut der Truppen. Was das Gameplay von anderen klassischen Taktiktiteln unterscheidet, ist vor allem eines: Die Spieler können aus einem eigenen Punkteset wählen, welche Krieger und Söldner der eigenen Truppe wann vorrücken oder angreifen dürfen. Das Bestimmen, wann stärkere und schwächere Einheiten kämpfen, verleiht dem Spiel Geschmack. Außerdem gewinnt nicht unbedingt die Armee, die sich durch Anzahl und Stärke auszeichnet – es gibt einige Besonderheiten, die je nach Umgebung auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden müssen. Spieler können Fallen stellen und Dinge umdrehen, indem sie Kisten zu ihrem Vorteil verschieben oder Gegenstände wie Kronleuchter aus der Ferne auf unvorsichtige Feinde werfen. Neben vielen Waffen und Ausrüstung kommen auch Zaubersprüche zum Einsatz und während des Spiels bekommt man Gefährten, die jeweils über eigene Skill-Bäume verfügen.
Das Gameplay begeistert, die Technik weniger
Spielerische Freiheit ist offensichtlich und weit weg vom Schlachtfeld. So können die Spieler entscheiden, ob sie als Zauberer, Schwertkämpfer oder in dutzenden anderen Variationen als Eroberer auftreten wollen, ob sie die Gefangenen rächen, für ihre eigene Armee rekrutieren oder gar freigelassen werden müssen. Es entscheidet auch, ob wir strategisch wichtige Details über die kommenden Kämpfer und die vor uns liegenden Schlachtfelder erfahren können. Es kann auch bestimmen, auf welche Bereiche sich unsere Soldaten im Kampf spezialisieren sollten. Da nur eine begrenzte Anzahl an Söldnern gleichzeitig für uns kämpfen kann, brauchen wir einen guten Riecher für eine ausgewogene Besetzung der Streitmacht, während der Wiederholungswert extrem hoch ist. Dass eroberte Städte immer wieder mit Fallen gefüllt und bewacht werden müssen, ist nur ein kleiner Wermutstropfen des ansonsten abwechslungsreichen Spiels. So sehr das Gameplay auch heute noch begeistert, die Technik wirkt mittlerweile etwas angestaubt. Das Spiel läuft recht locker, der Lesestoff könnte viele Fans moderner Strategiespiele abschrecken und es gibt noch weitere Mankos.
Fazit: Gut, aber auch eine verpasste Chance beim Switch
Die Kamera hat eine begrenzte Bewegung und erlaubt es den Spielern oft nicht, offensive Einheiten zu sehen, bis sie nah genug sind. Das ist wohl das größte Manko des Spiels, das in der Switch-Version dringend hätte überprüft werden sollen. Auch die Landschaften aus der Iso-Perspektive sind sehr detailliert aufbereitet, aber nach einigen der rund 20 Stunden Spielzeit sind sie immer gleich. Sowohl die Tonausgabe als auch die Soundeffekte sind eher mittelmäßig als gut und werden nur durch die wirklich recht akustische Tonspur gespeichert. Allein aufgrund des Gameplays bleibt Blackguards 2 in all den Jahren seit seiner ersten Veröffentlichung eines der besten regulären RPGs und verdient seinen Platz auf der Nintendo Switch. Schade ist allerdings, dass die Entwickler die Gelegenheit nicht ergriffen und besonders gravierende Mängel wie die Arbeit der Kamera und die Textflut der Nintendo Switch nicht modernisiert haben. „Blackguards 2“ bleibt ein gutes – wenn auch nicht großartiges – Spiel für Strategie-Enthusiasten, erweckt aber gerade auf der Nintendo Switch auch den Eindruck einer verpassten Chance. Nav-Account rfi Zeit30.06.2022, 23:02 | Akt: 30.06.2022, 23:02