Das 18-köpfige Gremium wurde eingesetzt, um Maßnahmen gegen das Coronavirus zu evaluieren und damit Politikempfehlungen für die Zukunft zu geben. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil die bisherigen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus Ende September auslaufen. Vor allem die FDP bremst das Berliner Ampelbündnis aus und hat immer darauf bestanden, die Empfehlungen des Expertenausschusses abzuwarten, bevor sie über weitere Maßnahmen gegen das Coronavirus spricht. Doch ihre Arbeit war umstritten, so verließ beispielsweise der renommierte Virologe Christian Drosten von der Charité in Berlin die Gruppe im April. Die Zusammenfassung des Berichts führt weder zu einer klaren Bestätigung der deutschen Corona-Politik, die seit langem zu starken Grundrechtseinschränkungen geführt hat, noch zu einer nachträglichen Ablehnung. „Trotz biologischer Plausibilität und zahlreicher Studien ist die genaue Wirksamkeit von Schulschließungen bei der Begrenzung der Ausbreitung des Coronavirus noch offen“, hieß es etwa in dem Bericht – auch weil hier die Wirkung einzelner Maßnahmen nicht kontrolliert werden könne. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Berliner Zentrums für Sozialwissenschaften, forderte die Politik auf, die „Erreichbarkeit“ von Kindern beispielsweise digital zu verbessern. Sie brauchen auch „digitale Coaches“ und einen „Rechtsanspruch auf minimale Sozialkontakte“. Zu Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte, beispielsweise bei Veranstaltungen oder in Geschäften, schreiben Experten: Die Wirkung von 2-G- oder 3-G-Maßnahmen ist in den ersten Wochen nach Auffrischimpfung oder Genesung hoch. „Allerdings nimmt der Infektionsschutz mit der Zeit deutlich ab.“ Daher empfehlen sie, dass die Politik, falls sie erneut gezwungen ist, solche Zugangsbeschränkungen zu verhängen, unbedingt Testpflichten für aktuelle Varianten und Impfstoffe, auch für geimpfte, einführt. Die Hoffnung, dass solche Regelungen viele Menschen zum Impfen motivieren würden, habe sich jedenfalls nicht erfüllt, sagte der Bonner Virologe Hendrik Streeck.

Der Bericht wirft dem RKI vor, zu wenige Daten zu erheben

Auch zur Maskenpflicht geben Experten eine differenzierte Einschätzung ab: „Masken wirken, das muss man deutlich sagen“, sagte Streeck bei der Vorlage des Gutachtens. Die Maskenpflicht könne demnach „ein wirksames Instrument zur Bekämpfung der Pandemie“ sein. Entscheidend ist aber, dass die Masken richtig getragen werden – und das sollte der Öffentlichkeit viel deutlicher als bisher betont werden. “Ein schlechter Sitz und eine nicht dichte Maske funktionieren jedoch nicht.” Ob die Schutzwirkung von FFP2-Masken wirklich besser ist als bei medizinischen Masken (chirurgische Masken), kann man nicht sagen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte, er verhandele bereits am Freitag anderthalb Stunden mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) über ein neues Infektionsschutzgesetz, um sich auf eine „intensive Herbstwelle“ vorzubereiten. Er gab keine Einzelheiten oder Anfragen an, sagte jedoch, die Fragen seien „wo sollten Masken getragen werden“ oder „Zugangsbeschränkungen sind erforderlich“. Lauterbach versprach, den Abschlussbericht bei den Verhandlungen zu berücksichtigen. Darin sieht er „auch eine Bestätigung für vieles, was wir getan haben“. Bushman kündigte an, im Juli einen Kompromiss zu finden. “Die Maske wird natürlich eine Rolle spielen.” Beseitigen Sie Lockdown, Ausgangssperre oder Schulschließungen. Experten beklagen in ihrem Bericht, dass es an einer angemessenen und konsequenten Datenerhebung durch die Bundesbehörden fehle. „Wenn Sie eine Maßnahme verhängen, muss gleichzeitig eine Studie erstellt werden“, sagte die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff, Vizepräsidentin des Ausschusses, auf einer Pressekonferenz. In dem Bericht werfen Experten dem Robert Koch-Institut (RKI) vor, nicht genug für eine entsprechende Datenbank getan zu haben: „Diese Institution wird auch für die Lösung der identifizierten Daten und des Studienproblems verantwortlich sein“, schreiben sie. „Welche konkreten Anforderungen und Verpflichtungen sich daraus ergeben und wie die Einrichtung besser gestärkt werden kann und soll, um dieser Verantwortung nach der aktuellen Krise besser gerecht zu werden, sollte zeitnah und offen diskutiert werden.“ Auch Gesundheitsminister Lauterbach sagte, „wir brauchen mehr Daten und einen Digitalisierungsschub“. Lehnt Antrag von FDP-Vizepräsident Wolfgang Kubicki auf Entlassung von RKI-Präsident Lothar Wieler ab: Er habe immer gute Arbeit geleistet. Nicht nur wegen fehlender Daten hat der Abschlussbericht nur eine eingeschränkte Aussagekraft, wie der Ausschuss schreibt. Außerdem war sehr wenig Zeit und sehr wenig Personal vorhanden, um eine „Gesamtbewertung“ durchführen zu können.