Aufatmen im Emsland: Nach Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest auf einem Hof in Emsbüren sind Tierproben eines anderen Hofes in Freren negativ. Das ergaben die vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) untersuchten Proben, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Dienstag mit. „Das gibt uns Hoffnung, dass wir es in Emsbüren mit einem Einzelfall zu tun haben“, sagte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums müssen alle 1.800 Mastschweine des Hofes in Freren getötet werden, da nicht “mit absoluter Sicherheit” ausgeschlossen werden kann, dass es trotz der Negativproben zu Infektionen bei den Tieren des Hofes kommt. Der Mastbetrieb im rund 20 Kilometer entfernten Freren geriet in den Fokus, weil er Ferkel vom betroffenen Betrieb in Emsbüren erhalten hatte.
Das Ministerium sucht nach dem Ursprung des Erregers
Woher der Erreger ursprünglich stammt, ist nach Angaben des Ministeriums noch nicht geklärt. „Wir haben keine Hinweise, alles wird untersucht“, so Otte-Kinast weiter. Deshalb hat der Minister am Dienstag den „Landeslenkungsausschuss Tierseuchen“ einberufen, in dem neben den zuständigen Behörden auch alle betroffenen Gewerkschaften und Unternehmen vertreten sind. Der Landeskoordinierungsausschuss dient einerseits dem Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Akteuren auf Landesebene und der Koordinierung nationaler Maßnahmen zur Eindämmung einer Epidemie oder ihrer Folgen.
Die Pufferzone existiert noch
Die sogenannte Schutzzone gilt weiterhin in einem Umkreis von rund drei Kilometern um das betroffene Unternehmen in Emsbüren. Als Überwachungszone gilt ein Umkreis von zehn Kilometern um das Unternehmen. In beiden Sperrgebieten gibt es nach Angaben des Landkreises eine feste Auflage und ein Transportverbot für Schweine. „Vieh, Fleisch und Fleischprodukte sowie Gülle, einschließlich Gülle und Einstreu, dürfen nicht aus einem Bestand in diese Zone gebracht werden“, hieß es. In einigen Fällen gelten strengere Pufferzonenregeln.
Auch der Landkreis erlässt eine Allgemeinverfügung
Tierärzte nehmen regelmäßig Proben, um mögliche weitere ASP-Infektionen nachzuweisen. Insgesamt sind 250 Schweinehalter mit rund 200.000 Tieren betroffen – einige der Betriebe liegen im Landkreis Bentheim. Auch sie hat am Dienstag eine Allgemeinverfügung erlassen – mit entsprechenden Maßnahmen zum Schutz ihres Betriebs. Video 1 Minute Nach dem ersten Fall der Afrikanischen Schweinepest in Niedersachsen appellierte der Landwirtschaftsminister an die Tierhalter. (02.07.2022) 1 Minute
Unsicherheit bei den Schweinehaltern in der Region
Der Ausbruch hat die Schweinezüchter in der Region erschüttert. Viele seien schockiert und enttäuscht, was sie zu erwarten hätten, sagte Georg Meiners aus dem Emsland dem NDR in Niedersachsen. Generell herrscht große Unsicherheit. Viele Landwirte hoffen zudem, dass es sich um einen Einzelfall handelt – und dass das Virus gestoppt werden kann, indem dort alle Schweine getötet werden. „Ich rate allen Unternehmen, sich strikter an alle Sicherheitsmaßnahmen zu halten“, sagte der Landwirtschaftsminister. „Unternehmen wissen, was zu tun ist und wie sie ihre Ställe vor Außenstehenden schützen.“ Wenn sich alle an die Vorschriften halten, hoffen sie, dass dieses eine Unternehmen überlebt. Weitere Informationen Nach dem Ausbruch auf einem Schweinemastbetrieb im Emsland ist erhöhte Wachsamkeit seitens der Landesjäger gefordert. mehr
Halter hatte bei Zuchtsauen Symptome beobachtet
Die Bestätigung eines ASP-Falls war nach eigenen Angaben ein Schock für die Familie des betroffenen Unternehmens. Alle 280 Sauen und rund 1.500 Ferkel wurden am Sonntag getötet, ihre Kadaver müssen vernichtet werden. Der Besitzer bemerkte letzte Woche Symptome bei Zuchtsauen und rief deshalb den Hoftierarzt. Mit Verdacht auf Afrikanische Schweinepest schickte er Proben an das Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES), das den Verdacht bestätigte. Das für Tierseuchen zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigte den Befund am Samstagmorgen. Video 1 Minute Im Emsland ist ein Fall von Afrikanischer Schweinepest bestätigt worden. Georg Meiners mahnt zu Ruhe und Solidarität. (03.07.2022) 1 Minute
Die Industrie hofft auf Impfung, die Gewerkschaften fordern ein Ende der Massentierhaltung
Auch der Agrarunternehmerverband AEF hofft, dass der Emsland-Ausbruch ein Einzelfall bleibt und appelliert an die Politik, einen Impfstoff gegen die Afrikanische Schweinepest bereitzustellen. Die Umweltorganisation Greenpeace und der Tierschutzbund fordern dagegen eine Überprüfung der Tierhaltung. Das zugrunde liegende Problem, so glauben sie, ist die hohe Tierdichte in der Gegend. Infektionen können dort nicht kontrolliert werden.
ASP wurde erstmals 2020 in Deutschland nachgewiesen
Der erste Fall der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland wurde am 10. September 2020 bestätigt – bei einem Wildschwein in Brandenburg. Seitdem wurden Fälle in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen festgestellt. Mitte Juli vergangenen Jahres griff die Schweinepest erstmals hierzulande auf Hausschweine in der Nutztierhaltung über – erneut in Brandenburg.
Keine Impfung oder Behandlung für Schweine
ACF ist eine ansteckende Viruserkrankung bei Haus- und Wildschweinen, die fast immer tödlich und unheilbar ist. Bisher gibt es keine Möglichkeit, Schweine durch vorbeugende Impfung zu schützen. Die Krankheit kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt vom Menschen auf andere Gebiete durch kontaminierte Gegenstände wie Kleidung, Schuhe und Lebensmittel übertragen werden. Die Afrikanische Schweinepest ist für Menschen und andere Tiere ungefährlich. Weitere Informationen Auch der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern rief die Jäger dazu auf, die Wildschweinjagd fortzusetzen. (07.03.2022) mehr Rotenburg, Stade und Verden haben mit Cuxhaven und Osterholz einen Vertrag über Schutzzäune abgeschlossen. (28.01.2022) mehr Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 05.07.2022 | 15:00 Uhr